HANSAVIERTEL. „Da spielst du zu Hause gegen einen Mitaufsteiger und erarbeitest dir in 90 Minuten nicht eine klare Torchance“, so schallte es von den Rängen der mit 14.200 Zuschauern gut gefüllten DKB-Arena. Im Kern war die Sichtweise der Hansa-Fans auch nicht ganz falsch, doch hatte man nicht nur einen „Mitaufsteiger“ in Rostock zu Gast, sondern die Überraschungsmannschaft der diesjährigen Zweitligasaison.
Mit dem nächsten 0:0 gleichen sich nun nicht nur die Endergebnisse der letzten drei Rostocker Heimspiele, sondern erschreckenderweise auch ihr Spielverlauf. Der FC Hansa zeigte zwar erneut Ansätze eines technisch versierten Kombinationsfußballs, doch präsentierte sich, wie mittlerweile gewohnt, vor dem Tor komplett ohne Ideen und Durchschlagskraft. Immerhin: Der frisch zusammengewürfelte Defensivverband sorgte für eine stabile Abwehr und ermöglichte das vierte Spiel der Saison ohne Gegentor. Geplagt von Verletzungspech (Kostal) und Sperren (Wiemann) war Trainer Peter Vollmann gezwungen in der Rostocker Innenverteidigung zu improvisieren und bot mit dem wiedergenesenen Pannewitz und dem ehemaligen „Räuber Hotzenplotz“ Matthias Holst die zu erwartende Variante auf. Wenige Tage zuvor hatte sich der lange verletzte Verteidiger seine Haarpracht im Sinne der „Konzentration auf das Wesentliche“ entfernen müssen. Seinen Platz räumen hingegen musste Defensivstratege Robert Müller, der durch Neuzugang Peitz ersetzt wurde.
In den ersten 45 Minuten einer schwer anzusehenden Partie waren die Zuschauer in der DKB-Arena wirklich nicht um ihr Ticket zu beneiden, denn weder die Rostocker noch die sonst so erfrischend aufspielenden Braunschweiger schafften es durch fußballerische Qualitäten auf sich aufmerksam zu machen. Zwar versuchte Lartey noch kurz vor dem Pausentee Semmer zu bedienen, doch dessen langes Bein blieb zu kurz. Die Braunschweiger versuchten hingegen über Standards zum Erfolg zu kommen und vertrauten sonst auf die individuellen Qualitäten ihrer Torjäger Kumbela und Kruppke. Doch unpräzise Eingaben ließen jede offensive Bemühung auch bei ihnen schnell verpuffen. So ging es zur Halbzeit in die Katakomben und es konnte nach diesem Fehlpassfestival eigentlich nur besser werden. Wurde es aber nicht.
Nach einer Halbzeit vollständiger Neutralisation kehrten auch im zweiten Durchgang zwei offensiv völlig impotente Teams auf den Platz zurück, die es wussten sich auch über eine weitere Dreiviertelstunde fast komplett zu neutralisieren. In der 54. Minute prüfte immerhin Jänicke mit einem Schlenzer in die lange Ecke den sonst beschäftigungslosen Keeper Davari. Ähnlich harmlos präsentierten sich weiterhin die Gäste aus Braunschweig. Freistöße aus bester Position (64./ Vrancic) und gute Einschußchancen (67./Kruppke) vergaben sie ebenso fahrlässig, machten aber noch eher den Eindruck in der Lage zu sein, das Rostocker Tor zu treffen. Ein verzogener Schuss des zuvor eingewechselten Weilandt in der 75. Minute markierte die letzte erwähnenswerte Aktion eines Rostockers in einem gruseligen Spiel. Das Endergebnis von 0:0 war somit dem Spielverlauf mehr als gerecht.
Abschließend bleibt den Rostockern die gleiche Erfahrung, die sie in den letzten drei Heimspielen auch schon machen konnten. Trotz eines starken Defensivverbands entsetzte erneut die offensive Harmlosigkeit der Rostocker. Zwar ließen Jänicke und Ziegenbein immer wieder aufblitzen wie sie über außen marschieren können, doch im Endeffekt produzieren sie nichts Zählbares. Auch Hansas einziger Stürmer Semmer überzeugte wie gewohnt durch eine kämpferisch tolle Leistung, doch das Toreschießen, wofür er eigentlich geholt wurde, kommt bei ihm ebenso zu kurz wie bei Mo Lartey. Nach sieben Spieltagen ohne Sieg hat Peter Vollmann nun wieder eine Woche Zeit um vor allem der Rostocker Offensive neues Leben einzuhauchen.