Von ERIK SABAS
Suche: Trainer mit Zweitliga-Erfahrung, der frischen Wind, innovative Ideen und ein neues fußballerisches Selbstvertrauen in ein verunsichertes Gesamtkonstrukt namens FC Hansa Rostock bringt. So hätte sie wohl aussehen müssen, die Stellenanzeige des FC Hansa nach der Entlassung von Peter Vollmann im Dezember. Im Anschluss an diesen Schlussstrich wurde offenbar die Wolfsburger Legende Wolfgang Wolf als geeignetster Trainerkandidat befunden – eine -bisher- goldrichtige Entscheidung. Denn der FCH macht vor dem ersten echten Prüfstein, dem VFL Bochum, schon fast einen stabilen Eindruck und der wohl noch viel entscheidendere Faktor ist: Wolf hat zahlreiche Quellen der Hoffnung entfacht, wo selbst das nähere Hansa-Umfeld noch nicht einmal dran gedacht hätte. Doch die Wahrheit liegt bekanntlich immer noch auf dem Platz.
Edisson Jordanov
Seit Jordanov aus der Schweriner Jugend zum FC Hansa wechselte, galt im Prinzip die gleiche Sichtweise: Äußerst talentierter Fußballer, aber körperlich zu schwach. Im letzten Jahr machte Edisson dann nicht nur fußballerisch, sondern vor allem auch körperlich einen Sprung und trotzdem wäre es ohne den neuen Coach wohl schwierig geworden für Edisson Profi zu werden, da die besagte verankerte Denkweise dem im Wege stand.
Wolf, als verhältnismäßig unbefleckter Rostocker Trainer, werden diese Sichtweisen nicht gänzlich unbekannt gewesen sein, jedoch vertraute er seinem eigenen Instinkt und gab „Eddy“ die Chance. Jordanov wußte diese zu nutzen und kratzt nun am Startelf-Debüt in Bochum. Wolf über Jordanov vor wenigen Tagen: „Wenn ich morgen aufstellen müsste, wäre er in der Startelf drin.“ In Anbetracht des Rostocker Offensiv-Vakuums im Mittelfeld eine tolle Entwicklung.
Stephan Gusche
Galt unter der Hand eigentlich schon immer als Kandidat für die Stammelf und wußte dies zu Beginn der letzten Drittliga-Saison auch zu rechtfertigen, doch das fortwährende Verletzungspech des 21-Jährigen verhinderte weitere Einsätze. Nun ist der Jungspund nach mehr als einem halben Jahr Pause wieder fit und absolvierte die komplette Vorbereitung ohne größere Beschwerden. Auch dem 1,93 m Hünen schenkte Wolfgang Wolf das Vertrauen in den Testspielen und Gusche zahlte es mit soliden Leistungen neben Matthias Holst in der Innenverteidigung zurück.
Vor allem Gusches Werdegang auf ungewohntem Zweitliga-Terrain wird eine der interessantesten Komponenten der Rückrunde sein, denn ohne eine stabile Defensive wird der Klassenerhalt ein noch schwierigeres Unterfangen als ohnehin schon. Auch deshalb sollten ihm alle Rostocker Anhänger die Daumen drücken, dass er verletzungsfrei bleibt und sich so zu Hansas Abwehrturm entwickelt.
Freddy Borg und Mareck Janecka
Dass Hansa Rostocks finanzielles Budget für Spielertransfers nicht sonderlich ausufernd ist, stellt nun wahrlich keine neue Erkenntnis dar. Dafür aber umso mehr, dass man sich auch in diesem engen Rahmen sinnvoll verstärken kann. Nicht umsonst bekannte Paule Beinlich:“Wir haben einen Spielertyp für das Sturmzentrum gesucht, der unseren Kader torgefährlicher macht. Dies ist uns mit Freddy Borg gelungen.“ Recht hat er, denn mit 1,86m ist der Schwede zum einen wesentlich kantiger als Marcel Schied und zum anderen mit 28 Jahren auch deutlich erfahrener als sein Pendant Lucas Albrecht.
Janecka hingegen stellt einen wesentlich vielseitigeren Spielertyp dar und kann so gut wie auf jeder Defensivposition eingesetzt werden. Das einzige echte Fragezeichen, das hinter der Personalie Janecka steht, ist die Eingewöhnungszeit, schließlich wird der Unterschied von der slowakischen Liga zur 2. Bundesliga gewaltig sein.
Mit Bochum ist noch eine Rechnung offen
So könnte man das Sprichwort mit dem neuen, und in diesem Fall unvoreingenommenen, Besen namens Wolf, der auch am Status des ein oder anderen Alteingesessenen kratzt, sicher noch lange fortführen. Jedoch zählt es nach der intensiven Vorbereitung nun auf dem Platz. Wolfgang Wolf bescheinigte zuletzt: „Die Mannschaft zieht voll mit. Wir konnten alles umsetzen, was wir uns vorgenommen haben.“ Somit stehen die Vorzeichen für einen gelungenen Rückrundenauftakt in Bochum besser denn je, schließlich ist spätestens seit dem dramatischen Pokal-Aus nach Elfmeterschießen im vergangenen Jahr mindestens eine Rechnung mit den Westdeutschen offen, die kürzlich den Abgang von Stürmerstar Chong Tese nach Köln verkündeten.
Der Bochumer Start in die aktuelle Saison verlief ähnlich erfolglos wie für die Rostocker, allerdings schafften sie es, im Gegensatz zu Hansa, sich zu rehabilitieren. Nachdem die Bochumer am achten Spieltag noch den letzten Tabellenplatz zierten, arbeiteten sie sich bis zum Winter vor auf den neunten Platz und laufen seitdem den eigenen (Aufstiegs-) Ambitionen hinterher. Das Hinspiel beider Truppen endete torlos 0:0 und im wegweisenden Duell mit den Bochumern wird die oberste Priorität wohl darauf liegen, sich von dem Angsthasen-Fußball vergangener Tage zu verabschieden und vielleicht zumindest einen Punkt von der Ruhr zu entführen.
Das ROSTOCKER SPORTJOURNAL ist am Sonntag ab 13.30 Uhr via LIVETICKER beim Geschehen in Bochum!