Von ERIK SABAS
Wir schreiben den 29.05.1999, 34. Spieltag der Bundesliga-Saison 98/99 im Bochumer Ruhrstadion. Der FC Hansa befindet sich mit den weiteren Kellerkindern aus Frankfurt und Nürnberg im wohl spannendsten Abstiegskampf der Neunziger. Nachdem Peter Peschel die bereits abgestiegenen Bochumer gegen die existenziell gefährdeten Rostocker in der 73. Minute mit 2:1 in Front schießt steht der FC Hansa plötzlich mit einem Bein in der zweiten Liga.
Während die vermeintlich schon abgestiegenen Frankfurter ein 5:1 Feuerwerk gegen Kaiserslautern abbrennen und auch Nürnberg daheim gegen Freiburg anrennt, wird es für den FCH trotz einer guten Ausgangslage nochmal unglaublich eng. Um in puncto Klassenerhalt auf Nummer sicher zu gehen, benötigt man einen Sieg und diese Erkenntnis ereilt die Hanseaten bei einer verbleibenden Spielzeit von 15 Minuten. Während Victor Agali in der 77. Spielminute mit der Brechstange immerhin den Ausgleich erzielt, taumeln die Rostocker Fans bereits in einen Freudenrausch, doch was passiert in Nürnberg? Reicht dieser eine Punkt bereits? Ein Bangen und Hoffen verbreitet sich im Fanblock.
Zeitgleich rennt der 1.FC Nürnberg im heimischen Stadion gegen Freiburg unermüdlich an und schnuppert mehrmals am Ausgleich. Auch Trainer Zachhuber ahnt die prekäre Lage und entschließt sich zu einem Wechsel.
Er schenkt Slawomir Majak das Vertrauen, den er vor wenigen Spielen noch ein- und wieder ausgewechselt hatte – die Höchststrafe. Mit ordentlich Wut im Bauch und einer großen Portion Entschlossenheit bedankt sich Majak knapp sechs Minuten nach seiner Einwechselung für das ihm geschenkte Vertrauen.
Eine maßgeschneiderte Neuville-Flanke aus dem rechten Halbfeld landet auf dem Lockenkopf des Polen und dieser nickt unwiderstehlich ein und bewahrt so dutzende Hansa Fans vor dem Kreislaufkollaps. Hansa war endgültig gerettet. In 108 Spielen Bundesligaspielen erzielte Hansas Goldköpfchen 15 Tore, doch besonders sein „Tor der Rettung“ wird für immer in den Köpfen der Rostocker bleiben.
Video zum Abstiegskampf 98/99: Slawomir Majak köpft Hansa zum Klassenerhalt (Quelle: Youtube)
Nachdem Slawomir Majak seine aktive Karriere 2005 in Polen beendete, schlug er bei seinem letzten Verein RKS Radomsko, für den einst auch der ehemalige Bundesligaspieler Jacek Krzynówek spielte, eine Trainerkarriere ein. Während seiner nun sechs Jahre andauernden Tätigkeit durfte Majak bereits die rauen Sitten der Trainerwelt kennenlernen. Schon fünf mal wechselte er den Arbeitgeber und trainierte dabei ausschließlich polnische Vereine.
In der abgelaufenen Saison holte Majak als Cheftrainer des polnischen Drittligisten Concordia Piotrkow Trybunalski in 30 Spielen 22 Punkte und stieg sang- und klanglos ab. Zudem stellte man mit 63 Gegentreffern die schwächste Abwehr der Liga und beendete die Saison abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.
Aktuell wird über die persönliche Perspektive von Majak beim Absteiger spekuliert, doch ein erneuter Vereinswechsel stellt wohl das wahrscheinlichste Szenario dar.