Interview mit RFC-Kapitänin Dörte Gerloff

Interview von MARCEL DE WITT

 

Dörte Gerloff, Sie sind mit einigen anderen Spielerinnen seit Juli 2005 im Verein und gehören damit zu einer der Dienstältesten des Rostocker FC. Wie beurteilen Sie Ihr Verhältnis zu Spielerinnen, die noch nicht so lange im Verein sind?

Ich denke, dass ich zu allen Spielerinnen ein recht gutes Verhältnis habe, egal ob sie jünger oder aber noch nicht so lange im Verein sind. Gerade wenn neue Spielerinnen dazu kommen, versuche ich als Kapitän der Mannschaft das »Ankommen und Reinfinden« zu erleichtern, indem ich auf die Neuankömmlinge zugehe. Generell ist es bei uns aber so, dass wir untereinander alle ein freundschaftliches Verhältnis haben. Ich denke auch, dass ist es, was unser Team auszeichnet.

Die aktuelle Saison ist im vollen Gange. Im Pokal sind Sie ausgeschieden, dafür in der Liga gut dabei. Was rechnen Sie sich insgesamt aus?

Ich denke, der vierte Platz ist nach dem gelungenen Start in die Saison ein realistisches Ziel. Und wenn dann noch der ein oder andere Überraschungserfolg so wie der Sieg gegen Neubrandenburg in der Hinrunde dabei ist, sind Trainer und Mannschaft meiner Meinung nach sehr zufrieden.

Sprechen wir über die Entwicklung im Frauenfußball. Die WM in Deutschland ist jetzt gut 7 Monate her.Wie haben Sie Diese wahrgenommen und glauben Sie, dass die Weltmeisterschaft der Frauen im Bezug auf den Herrenfußball an Popularität gewonnen hat?

Natürlich habe ich die WM der Frauen im eigenen Land verfolgt, war auch selbst bei zwei Spielen live dabei. Schön fand ich, dass die Resonanz recht gut war und ich glaube, dass der ein oder andere seine Meinung zum Frauenfußball geändert hat. Auch dass mancher Bundesligaverein einen Zuwachs an Zuschauerzahlen verspürt, kann wohl mit der WM in Zusammenhang gebracht werden. Für uns hat sich allerdings eher nichts geändert. Wir suchen weiterhin händeringend Mädchen und Frauen, die Lust haben, Fußball zu spielen oder es zu lernen.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum der Frauenfußball gegenüber dem Herrenfußball relativ wenig Beachtung, wie zum Beispiel in den Medien, findet?

Nun ja, da es ja beides Fußball ist, liegt ein Vergleich der beiden Sportarten einfach nahe und genau hier liegt meines Erachtens auch das Problem. Die Frauen habe biologisch ganz andere Voraussetzungen als die Männer, so ist der Herrenfußball deutlich schneller und athletischer und damit für die breite Masse ansehnlicher, weil es eben auch gewohnter ist. Bei den Frauen sieht das eben anders aus, weil die Voraussetzungen andere sind und daher ist ein Vergleich eigentlich nicht möglich. Ich denke aber auch, dass sich diese Unterschiede im Laufe der nächsten Jahre minimieren werden, einfach weil die Mädchen heute ähnlich früh wie die Jungen anfangen mit dem Fußballspielen. Das war vor 10-15 Jahren bei Weitem nicht so. Damit wird auch einhergehen, dass technische Fähigkeiten und Dynamik in ein paar Jahren wieder auf einem ganz anderen Niveau sein werden, als es bei dieser WM der Fall war. Und bei dieser WM hat man schon einen deutlichen Sprung zur letzten WM gemerkt.

Generell zeigt sich, dass in den letzten Jahren immer mehr Frauen den Kontakt zum Fußball suchen, sei es als Spielerin, Schiedsrichterin oder Fan. Geht diese Entwicklung weiter?

Das würde ich mir sehr wünschen und denke auch, dass die Entwicklung noch weiter gehen wird. Allerdings ist in punkto Förderung noch einige Luft nach oben.

Mit dem Rostocker FC und SV Hafen Rostock gibt es in der Hansestadt zwei Vereine, die besonders im Frauenfußball herausstechen. Bei den Herren gibt es in und um Rostock dutzende Vereine. Gibt es einfach zu wenig Damen, die, wie Sie, in einem Verein kicken wollen oder gibt es andere Gründe?

Es gibt einfach nicht so viele Mädchen wie Jungen, die gerne Fußball spielen möchten. Das hat sicher viele unterschiedliche Gründe, angefangen bei der Erziehung, bis hin zum Sportunterricht in der Schule, der für die Jungen oft Fußball vorsieht, für die Mädchen jedoch nicht. Daraus resultieren eben auch weniger Frauen, die Lust auf diesen Sport haben. Außerdem ist das Bild von der fußballspielenden Frau bei einigen noch immer negativ behaftet, was allerdings bei einem Blick auf unsere Nationalmannschaft völlig zu Unrecht so ist.

Was ist Ihrer Meinung nach im Rostocker Frauenfußball noch möglich?

Luft nach oben ist immer. Als größte Stadt des Landes sollte man die Integration einer Regionalligamannschaft unbedingt anstreben. Was in Neubrandenburg und Schwerin möglich ist, sollte hier doch auch machbar sein. Die Universität lockt jedes Jahr neue junge Menschen an und damit auch potentiellen Nachwuchs. Aber es braucht auch immer engagierte Leute, die dauerhaft viel Energie reinstecken und die findet man eben auch nicht so leicht.

Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.

 

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