Wenn man so will, sind die Mannen von Trainer Jens Hillringhaus die Streber der Verbandsliga. Mit beängstigender Konstanz fertigten die Sievershäger beinah alle Mannschaften der unteren Tabellenhälfte ab. Lediglich Schwerin konnte durch ein Last-Minute-Tor einen Punkt entführen und so die makellose Sievershäger Weste etwas beschmutzen. Vor allem die 9:1 und 8:0-Demonstrationen gegen Anklam und Malchin zeugten von einer Dominanz, die eigentlich ihresgleichen suchen müsste – wären da nicht die Duelle mit den Topteams.
Immer wenn es ans Eingemachte ging, flatterten den Sievershägern die Nerven. Neben den Niederlagen gegen die direkte Konkurrenz aus Stralsund und Waren, schmerzte vor allem die emotionale 2:3-Niederlage im Derby gegen den RFC. Sicher darf man beim RFC verlieren, aber nicht, wenn in der Schlussphase des Spiels gleich zweimal vom Elfmeterpunkt versagt wird.
Dennoch steht der Sievershäger SV auf einem starken 2.Tabellenplatz und am letzten Spieltag konnte man mit einem 5:0 Kantersieg gegen Tabellenführer Pommern Greifswald wahre „Dancing on Ice“- Fähigkeiten beweisen. Der SSV ging so wieder auf Tuchfühlung zu den Greifswaldern. Zum Rückrundenauftakt wartet nun der Tabellendritte aus Pampow – ein richtungsweisendes Spiel.
Das macht Hoffnung:
Was sich aus den klaren Triumphen gegen Anklam und Malchin vermuten lässt, entspricht auch der Realität. Die Sievershäger besitzen die beste Offensive und den treffsichersten Stürmer der Liga. Beeindruckende 23 Tore konnte der OZ-Sportler des Monats Robert Franke in 16 Partien erzielen und zog so an der Spitze der Torjägerliste seine einsamen Kreise.
Damit erzielte er allein mehr Tore als vier Verbandsligisten mit ihrer gesamten Mannschaft.
Das kommt nicht von ungefähr. Der SSV besitzt eine Organisation in seinem Spiel, die nur bei wenigen Verbandsligisten derart ausgeprägt vorzufinden ist. Während Pieper den Sievershagener Mats Hummels mimt, verteilt Stratege Bullerjahn gemeinsam mit Gyaki die Bälle im Mittelfeld und setzt die Außen in Szene. In Person von Tim Schmitt (8 Tore) suchen diese dann den Abschluss oder bedienen eben Franke, der konsequent die Bälle verwertet. Diese offensiven Fähigkeiten gepaart mit einer gesunden Härteverträglichkeit ergeben schlußendlich den Sievershäger Erfolg, der deutlich die Handschrift von Trainer Jens Hillringhaus trägt.
Hier muss mehr kommen:
Die Abhängigkeit des SSV von Robert Franke ist wohl kaum zu verleugnen. Sobald der Goalgetter keinen Sahnetag erwischt, lahmt die gesamte Offensive und es fehlen schlichtweg andere Spieler, die in diesem Fall in die Bresche springen und enge Spiele gegen gleichwertige Gegner zugunsten des SSV entscheiden. Bei den auffällig deutlichen Niederlagen gegen Waren (0:4) und Stralsund (0:2) traf Franke beispielsweise nicht – und es tat auch kein anderer.
In diesem Zusammenhang steht auch die angesprochene Spitzenspiel-Phobie, denn ebenbürtige Mannschaften wissen um Frankes Fähigkeiten und bewachen ihn umso intensiver. Dementsprechend dürfte eigentlich genügend Raum zum Glänzen für andere Spieler entstehen.
Prognose:
Entscheidend für den weiteren Saisonverlauf wird der Auftakt gegen den Tabellendritten aus Pampow sein. Ein Sievershäger Sieg würde wohl auf kurz oder lang einen Zweikampf um den Staffelsieg mit Greifswald etablieren. Eine Niederlage hingegen würde das bestehende Aufstiegs-Quintet (Greifswald, Sievershagen, Pampow, Waren, Stralsund) noch enger zusammenrücken lassen und die direkten Duelle würden letztendlich den Ausschlag geben.
Falls der SSV seine Spitzenspiel-Phobie ablegen kann und in den entscheidenden Momenten auch andere Spieler als Franke die Initiative ergreifen, haben die Rand-Rostocker jede Berechtigung um den Aufstieg mitzuspielen, jedoch wird der Staffelsieg in Anbetracht der wirklich starken Konkurrenz aus Greifswald beileibe kein Selbstläufer.
Eine weitere Frage, die sich wohl bis tief in die Saison stellen wird, ist, ob die Sievershäger Sponsoren um Trainer Jens Hillringshaus persönlich, die nötigen finanziellen und infrastrukturellen Mittel für einen Oberliga-Aufstieg stemmen können bzw. wollen.