VON ULF LUSCHAS
Zwar durfte man vor dem Beginn der Begegnung vermuten, dass die Rostockerinnen nach ihrem Sieg vor Wochenfrist gegen den SV Werder Bremen mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein in diese Drittligapartie gehen würden, aber danach sah es zunächst nicht aus. Die Gäste aus Stade starteten besser und vor allem energischer. Besonders Julia Lupke und die reaktivierte Anja Grüneberg stellten den RHC anfangs vor einige Probleme. Die 6:0- Formation funktionierte nicht, und der VfL führte schnell mit drei Toren (1:4/5. Minute). Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte Dolphins- Coach Goldschmidt genug gesehen und bat seine Spielerinnen zum Weckruf an die Bank. Dieser sollte allerdings nicht den gewünschten Effekt bringen. Zwar stotterte der Angriffsmotor des RHC nicht mehr ganz so schlimm, aber dennoch konnten die Gäste aus Niedersachsen ihre Führung verteidigen und sogar ausbauen. Zum einen lag es an der umgestellten Rostocker Verteidigung auf eine 3:2:1- Formation, zum anderen am mangelnden Abschluss des VfL Stade: Zum Ende von Halbzeit 1 kam der RHC auf und ging mit einem knappen 13:15- Rückstand in die Pause. Objektiv betrachtet waren die Dolphins damit sehr gut bedient. Das erste Tor in den zweiten 30 Minuten war den Gästen vergönnt. Beim 16:19 in der 36. Minute war man sogar noch mit drei Toren in Front.
Was dann geschah, war für die zahlreichen VfL- Fans in der Scandlines Arena zum Haare raufen- für den geneigten Rostocker Handballfreund allerdings eine wahrer Grund zur Freude: Unterstützt von Andrea Klasen im Rostocker Tor, die bereits in der ersten Halbzeit zwei Siebenmeter von Julia Lupke „weg guckte“, packte die Dolphins- Defensive von nun an richtig zu, und Stade musste das Torewerfen über Minuten einstellen. Vorne kam Rostock durch die starke Abwehr per Gegenstoß zu zahlreichen einfachen Toren, die auch das nötige Selbstvertrauen für den Positionsangriff zurückbrachten. Erst glich Jenny Schlegel zum 19:19 aus (38.), dann markierte die erneut starke Johanna Brinkies die erste Delfin- Führung der Partie (20:19/40.). Über die Stationen 23:19 (45.) zum 27:19 (50.) sorgte der RHC binnen 14 Minuten mit einem 11:0- Sturmlauf für klare Verhältnisse.
In dieser Phase wirkten die Dolphins frischer und Tor um Tor mental stärker als die Gäste, denen zum Ende der Begegnung ein wenig Ergebniskosmetik auf 32:27 gelang. Beim VfL Stade war einmal mehr Julia Lupke mit 8 Toren erfolgreichste Schützin, und beim Rostocker HC trugen sich Katrin Horke mit 8 und Johanna Brinkies mit 7 Toren am häufigsten in die Torschützenliste ein.
Ein besonderes Lob hatte Lothar Goldschmidt nach dem Spiel für seine Spielerinnen parat: „Es macht irre viel Spaß mit den Mädels zu arbeiten“, so der Trainer. Und er fügte auch gleich seine Begründung mit an: „Es ist toll zu sehen, wie das Team taktische Änderungen auf dem Feld umsetzen kann“, so Goldschmidt und weiter: „Wir sind ja sehr schlecht gestartet. Stade hat es uns zu Beginn richtig schwer gemacht. Aber die Mannschaft hat sich nicht hängen lassen und, genau wie ich, auf ihre Stärken vertraut. Sie haben auf ihre Chance gewartet und sie am Ende auch genutzt.“ Sein Gegenüber Dennis Marinkovic haderte in der anschließenden Pressekonferenz mit der Abschlussquote seiner Mannschaft: „Wir hatten uns für das Spiel viel vorgenommen, haben es aber leider versäumt, mit einem größeren Vorsprung in die Pause zu gehen. Wie es sein kann, dass wir in der zweiten Halbzeit in 15 Angriffen binnen 14 Minuten nicht treffen, ist nicht zu erklären. Am Ende muss man Rostock zu einem verdienten Sieg gratulieren, aber ich bin mir sicher, dass auch wir die nötigen Punkte zum Klassenerhalt holen werden.“
Ihr Debüt in der Frauenmannschaft feierte die erst 15jährige Nele Reimer. Die Rückraumspielerin der B- Jugend des RHC warf in ihrem ersten Spiel im Seniorenbereich zwei Tore und sorgte durch ihren Einsatz sowohl in der Abwehr als auch im Angriff auf Halblinks für Entlastung von Katrin Horke.
Am kommenden Samstag reisen die Rostock Dolphins, die nun vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge haben, zum Vorletzten. Gegen die HSG Hude/Falkenburg gelang in der Hinrunde am 7. Spieltag mit 29:16 der erste Saisonsieg. Anwurf ist um 19.00 Uhr.
Spielfilm: 1:4 (5.), 3:6 (10.), 5:8 (15.), 6:10 (20.), 9:12 (25.), 13:15 (30.) – 16:18 (35.), 20:19 (40.), 23:19 (45.), 27:19 (50.), 29:24 (55.), 32:27 (60.)
Siebenmeter: RHC 3/3; VfL 5/7
Zeitstrafen: RHC: 8 Minuten; VfL: 6 Minuten
So spielte der Rostocker HC: A. Klasen, A. Freitag – S. Topp (4), J. Schlegel (2), N. Reimer (2), J. Brinkies (7), C. Schallock,I. Duwe (1), L. Goldschmidt (3/3), J. Deinert (3), K. Horke (8), F. Wilcken, S. Tolksdorf (2), V. Schlegel