Von ULF LUSCHAS
Die Vorzeichen des Heimspiels gegen den Berliner TSC waren für die Damen des Rostocker HC denkbar schwierig. Trainer Lothar Goldschmidt schlug für das Wochenende den genau entgegengesetzten Weg wie die Gäste aus der Hauptstadt ein: Er weilte mit der Landesauswahl Mecklenburg Vorpommerns beim Länderpokal des Jahrgangs 1996 in Berlin. Seinen Platz auf der Rostocker Trainerbank nahm Christine Gienapp ein, die von Stefanie Kohsmann unterstützt wurde. Neben dem Chefcoach musste der RHC auch auf Johanna Brinkies (Angina) und Sally Topp (Gehirnerschütterung beim Spiel in Owschlag) verzichten. Dafür war mit Susanne Kordt wieder Unterstützung aus der 2. Mannschaft, die am späteren Nachmittag auf die Zweite des TSC traf, dabei.
Bereits in der Anfangsphase dieser Drittligabegegnung wurde klar, dass es kein Nachmittag für Handballfeinschmecker werden sollte. Zerfahren und von Fehlern geprägt begann die Partie und sollte auch nicht besser werden. Der TSC kam zunächst erfolgreicher in die Spur und ging in Führung. Doch der RHC antwortete, und nach neun Minuten konnte die erste Führung der Gastgeberinnen verzeichnet werden (5:4). Diesen Vorsprung konnte man sogar nach ausbauen (7:4/15.). Doch schon zu diesem frühen Zeitpunkt im Match zeigten die Dolphins eine eklatante Abschlussschwäche.
Allein vier freie Bälle konnten da bereits nicht im Tor untergebracht werden. Juliane Meyer im Berliner Kasten zeigte dabei einige beeindruckende Reflexe, die Rostockerinnen sich dagegen gnädig, indem man es immer wieder probierte, unten zu treffen. In der 18. Minute konnte sich das heimische Publikum noch über einen 3-Tore-Vorsprung freuen (8:5), doch dann kamen die Gäste. Über den 8:8-Ausgleich (19.) ging man sogar mit 9:11 in Führung und behauptete bis zum Seitenwechsel einen knappen 12:13-Vorsprung. Auch die Damen von Trainerin Kristina Richter glänzten nicht unbedingt durch technische Raffinesse, waren dafür aber entschlossen und kampfbetonter als der RHC.
So knapp, wie es der Halbzeitstand ausdrückte, so eng war auch das Spiel in Halbzeit 2. Die Gäste aus Berlin legten vor, und der Rostocker HC antwortete. Bis zur Schlussphase war die Partie ausgeglichen. Beide Mannschaften sündigten bei der Chancenverwertung, und eine Viertelstunde vor Schluss stand es 18:18. Der Berliner TSC ging wieder in Führung, und im Gegenzug entschieden die beiden Hamburger Schiedsrichter auf Siebenmeter für den RHC. Jenny Schlegel, zuvor dreimal aus der besagten Distanz erfolgreich, scheiterte an Isabell Reiner, und auch ihr Nachsetzen brachte nichts ein.
Das Gleiche wiederholte sich einige Minuten später beim Stand von 19:20. Auch hier konnte die blonde Rückraumspielerin, die an diesem Tag ihren 19. Geburtstag feierte, den Ball nicht im Tor unterbringen. In doppelter Unterzahl brachten es die Gäste sogar fertig, anschließend auf 19:21 zu erhöhen. Die Wurfschwäche brachte immer mehr Unruhe ins Rostocker Offensivspiel. Man verlegte sich zusehends auf Einzelaktionen, die unvorbereitet wenig erfolgreich waren. Die sich bietenden Konterchancen nutzten die Berlinerinnen daraufhin, um fünf Minuten vor dem Ende auf 21:25 zu enteilen. Zwar gab die RHC-Sieben nie auf, war aber diesmal in der Wahl ihrer Mittel zu unglücklich, um den Sieg der Gäste zum Ende noch in Gefahr zu bringen.
In einem glanzlosen, aber höchst spannenden Spiel mussten sich die Gastgeberinnen am Ende mit 24:27 geschlagen geben. Beim Berliner TSC, der damit den Hinspielerfolg (23:25 aus Rostocker Sicht) bestätigte, hatte Julia Fritsche mit fünf Toren als erfolgreichste Schützin großen Anteil am doppelten Punktgewinn.
Beim RHC trug sich Susann Tolksdorf sechsmal in die Torschützenliste ein und war damit erfolgreichste Werferin.
Zufrieden mit der Leistung war Kristina Richter nach der Partie beileibe nicht: „Ich bin natürlich froh über den Sieg und die gewonnenen zwei Punkte, dies kann ich aber nicht über unser Spiel sagen“, so die Berliner Trainerin. Ein Lob für das Rostocker Engagement hatte sie auch noch parat: „Rostock hat hier nie aufgeben, auch wenn wir zwei, drei Tore weg waren. Das zeigt die Moral des Gegners.“
Christine Gienapp, als Vertretung für Lothar Goldschmidt diesmal an der Seitenlinie im Einsatz, war enttäuscht über den Ausgang der Begegnung: „Meine Glückwünsche gehen an Tina Richter und ihre Mannschaft. Der TSC hat verdient gewonnen. Wir haben zu viele Fehler, sowohl in der Deckung als auch im Angriff gemacht, um hier heute erfolgreich zu punkten.“
Die nächsten Wochen haben es für die Rostock Dolphins in sich. Zunächst geht es am nächsten Wochenende zum Tabellenzweiten. Bei der Bundesligareserve des VfL Oldenburg ist am Samstag um 16.00 Uhr Anwurf. Am 11. Februar gastiert dann der bis dato ungeschlagene Tabellenführer in Rostock. Um 16.00 Uhr stellen sich die Berliner Füchse in der Scandlines-Arena vor.
Spielfilm:
1:2 (5.), 5:4 (10.), 7:4 (15.), 8:8 (20.), 9:11 (25.), 12:13 (30.) –
14:15 (35.), 16:17 (40.), 18:18 (45.), 19:21 (50.), 21:25 (55.), 24:27 (60.)
Siebenmeter:
RHC: 3/6, TSC: 1/3
Zeitstrafen:
RHC: 4 Minuten, TSC: 10 Minuten
So spielte der Rostocker HC:
A. Klasen, A. Freitag – J. Schüring, J. Schlegel (3/3), C. Schallock (1), I. Duwe (1), L. Goldschmidt, S. Kordt (5), J. Deinert (1), K. Horke (3), N. Spiekermann (1), F. Wilcken (3), S. Tolksdorf (6), V. Schlegel