Von ULF LUSCHAS
Derbys sind auch im Damenhandball immer etwas Besonderes. Dass es bei solch einem Aufeinandertreffen zweier lokaler Teams nicht unbedingt einer langen Tradition bedarf, um ein rassiges, spannendes Spiel zu initiieren, bewies das Mecklenburg-Derby zwischen dem Rostocker HC und dem SV Grün-Weiß Schwerin am vergangenen Samstag. In der mit knapp 400 Zuschauern gut gefüllten Scandlines-Arena in der Hansestadt besiegten die Hausherrinnen den Aufsteiger aus der Landeshauptstadt in einem mitreißenden Spiel, das nichts zu wünschen übrig ließ, mit 36:30 (17:17).
Im ersten Aufeinandertreffen beider Mannschaften in der 3. Liga Nord starteten beide hoch motiviert in die Partie. Schon die ersten Tore wurden von den jeweiligen Anhängern frenetisch gefeiert. Keinem der beiden Teams gelang es zunächst sich entscheidend abzusetzen. Sowohl die Dolphins als auch die Gäste agierten in der Anfangsphase variabel im Angriffsspiel, insbesondere die Schwerinerinnen, trainiert von Andreas Bartlau, konnten mit schönen Zuspielen immer wieder die Rostocker Abwehr „knacken“. RHC- Coach Lothar Goldschmidt reagierte und stellte seine Defensive auf eine 5:1- Formation um. Fortan konnte die grün-weiße Offensive besser gestört werden.
Auch die Härte der Begegnung nahm zu. So verhängten die Schiedsrichter aus Lübeck/Stockelsdorf frühzeitig mehrere Zeitstrafen gegen den RHC bei nur einer gegen den SV Grün-Weiß in Halbzeit eins.
Die Gäste ließen sich von der Robustheit und nun besser stehenden Rostocker Defensive anscheinend beeindrucken und verlegten sich auf Einzelaktionen. In Person von Wendy Künzel und Vivien Erdmann wurde zwar immer wieder der Abschluss gesucht, aber zu oft kamen die Bälle unplatziert auf das Tor von Annelie Freitag. Doch auch die Gastgeberinnen sündigten vor dem gegnerischen Tor und verpassten es, sich abzusetzen. So stand es zum Seitenwechsel leistungsgerecht 17:17.
Bereits der Beginn des zweiten Durchgangs versprach ein emotionales Finale. Auch die Schwerinerinnen legten nun eine härtere Gangart an den Tag, so dass sich eine spannende, aber zerfahrene Partie abzeichnete. Insgesamt 21 Siebenmeter und 12 2-Minuten-Strafen wurden im MV-Derby verhängt. Kleinere Nickligkeiten und Verletzungsunterbrechungen prägten das Bild in Halbzeit 2. In der 34. Minute unterband Susann Tolksdorf einen Konter der Gäste nur durch ein Foul und sah die rote Karte. So mussten die Dolphins rund 25 Minuten ohne die routinierte Rückraumspielerin auskommen. Hatte die Halblinke bisher viele Löcher gestopft, war nun das gesamte Rostocker Team noch mehr gefragt.
Und die Schützlinge von Lothar Goldschmidt waren dieser Aufgabe gewachsen.
Vielleicht war es der dünnen Personaldecke der Gäste geschuldet, dass sich die Dolphins ab Mitte der zweiten Halbzeit peu à peu absetzen konnten, aber auch die Rückkehr von Katrin Horke aus dem Mutterschaftsurlaub hatte ihre Anteile am Aufwind der Goldschmidt-Sieben. Mit gutem Auge setzten nicht nur sie, sondern auch Svea Pinkohs auf halbrechts und Isabell Duwe in der Mitte Johanna Brinkies am Kreis immer wieder schön in Szene. Die Folge war wie so oft in ähnlichen Situationen ein Tor oder ein Siebenmeter. Gemeinsam mit Duwe (9 Tore, 7 von 7 Siebenmetern) war Johanna Brinkies mit 8 Toren erfolgreichste Rostocker Werferin. Aus einem 23:24- Rückstand machte der RHC einen 27:24- Vorsprung (Isabell Duwe/46.), und den sollte man auch nicht mehr abgeben.
Über die Stationen 28:25 (48.) und 32:28 (55.) siegten die Damen aus der Hansestadt am Ende klar mit 36:30. Wie viel Prestige in dieser Partie letztendlich lag, und wie groß der Frust der Gäste über diese Niederlage im Nachholspiel des 12. Spieltags war, zeigte sich in der letzten Szene kurz vor Spielende, in der Svea Pinkohs (mit Zweitspielrecht von der TSG Wismar) unsanft und unnötig beim Torwurf zu Boden gelegt wurde. Beste grün-weiße Werferinnen waren Wendy Künzel (10 Tore bei 6 von 7 Siebenmetern) und Vivien Erdmann (7/2/3).
Verständlicherweise unzufrieden zeigte sich SV-Trainer Andreas Bartlau nach dem Mecklenburger Derby: „Wir haben uns heute hier natürlich ein bisschen mehr ausgerechnet. Einige Spielerinnen müssen ihre Leistung klar überdenken. Rostock hat hier völlig verdient gewonnen.“ Einig war Bartlau sich mit RHC- Coach Lothar Goldschmidt über den Rahmen der Partie. Unisono erklärten beide, „dass es für den Handball in Mecklenburg-Vorpommern ungeheuer wichtig ist, solche Derbys vor so einer Klasse-Kulisse zu haben.“
Im Hinblick auf die Rückrunde erklärte Bartlau am Ende: „Es gibt ja noch ein Rückspiel.“
Lothar Goldschmidt zeigte sich nach der Partie versöhnlich: „Die Vorbereitung auf die Partie war nicht optimal. Wir konnten erst in der vergangenen Woche wieder in der Halle trainieren“, berichtete der Dolphins-Trainer, und weiter: „Was wir in der ersten Halbzeit in der Abwehr gespielt haben war nicht zufrieden stellend. Mit der Umstellung und dem Einsatz in der zweiten Halbzeit hat das dann besser geklappt.“ Weiterhin lobte Goldschmidt die Offensive seiner Truppe: „Wir waren auf allen Positionen torgefährlich, und alle haben sich in den Dienst der Mannschaft gestellt“, erklärte Goldschmidt. Rückblickend auf die Hinrunde sagte er weiter: „Wir haben gebraucht, um uns zurecht zu finden. Das war auch dem schweren Auftaktprogramm geschuldet.“
Das „schwere Auftaktprogramm“ steht dem Rostocker HC auch in der nun startenden Rückrunde bevor. Mit einem Punkt Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz 11 (VfL Bad Schwartau mit 9:17 Punkten) werden die Dolphins diese angehen. Am kommenden Samstag ist man beim TSV Owschlag zu Gast, bevor man am 21. Januar um 16.00 Uhr zu Hause auf den Berliner TSC trifft.
Spielfilm:
3:3 (5.), 6:5 (10.), 8:8 (15.), 10:10 (20.), 13:13 (25.), 17:17 (30.) –
20:20 (35.), 23:22 (40.), 26:24 (45.), 30:27 (50.), 32:28 (55.), 36:30 (60.)
Siebenmeter:
RHC: 8/10, Grün-Weiß: 8/11
Strafminuten:
RHC 14 (inkl. Rot S. Tolksdorf/34.), Grün-Weiß 10
So spielte der Rostocker HC:
A. Klasen, A. Freitag – S. Topp (3), J. Schüring (2), J. Schlegel (1/1), J. Brinkies (8), I. Duwe (9/
7), L. Goldschmidt (2), K. Horke (6), N. Spiekermann, S. Pinkohs (5), V. Schlegel
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