»Schiedsrichterei ist mein Hobby«

Als Fußballschiedsrichter steht man oft ungewollt im Mittelpunkt. Fehlentscheidungen werden heutzutage schärfer unter die Lupe genommen als je zuvor. Dabei ist es undenkbar, je ein Spiel ohne unparteiische Leitung zu sehen. Der Rostocker Nachwuchsschiedsrichter Robert Kuligowski (19) sprach im Interview mit RJ-Autor Marcel de Witt über seinen Sprung an die Pfeife, seine Entwicklung und die Ziele seiner Schiedsrichterlaufbahn.

Herr Kuligowski, mit 19 Jahren sind Sie eigentlich im perfekten Fußballalter. Sie spielten lange Zeit auch aktiv beim SV Warnemünde. Wie sind Sie dazu gekommen, als Schiedsrichter zu agieren?

Robert Kuligowski: Mein Interesse für die Schiedsrichterei entwickelte sich durch Besuche von Hansa-Heimspielen und natürlich meinen eigenen Spielen im Nachwuchs vom SV Warnemünde. Zu der Saison 2006/2007 hat mich mein Verein beim Kreisfußballverband Warnow zu einem Schiedsrichterlehrgang angemeldet. Ich wollte einfach sehen, wie es ist, auf der anderen Seite bei einem Fußballspiel zu stehen. Dass ich lange Zeit selbst gespielt habe, bringt Vorteile, denn ich kann die Spieler besser verstehen und ich weiß, welche Emotionen ab und zu hochkommen, denn ohne diese wäre Fußball langweilig.

Wie haben Ihre damaligen Vereinskollegen auf die Entscheidung reagiert?

So weit ich das beurteilen kann, haben das alle respektiert. Andererseits ist es wichtig für einen Verein, Schiedsrichter zu stellen, denn der Verband fordert diese und wer die Vorgaben nicht einhalten kann, muss Strafe zahlen. Im Großen und Ganzen fanden es alle gut.

Deutsche Schiedsrichter gelten im internationalen Vergleich als sehr gut geschult. Spüren Sie diese Unterstützung auf Seiten der Verantwortlichen, zum Beispiel beim Deutschen Fußball-Bund?

Das kann ich nur bestätigen. Es wird viel dafür getan, dass sich die jungen Schiedsrichter weiterentwickeln. Die älteren Schiedsrichter hören irgendwann auf und dann muss ein neuer, junger Schiedsrichter auf dem Platz stehen und die Regeln umsetzen. Ich selber bin in einem Förderkader des Landesfußballverbandes MV und spüre auch hier die Unterstützung, dass man uns weiterbringen will, sowohl in der Persönlichkeitsentwicklung als auch in der Regelkunde und der eigenen Fitness. Man sieht auch die internationale Anerkennung von deutschen Referees im Ausland. So werden zu wichtigen Spielen im Ausland deutsche Schiedsrichter eingeladen und bei den Weltmeisterschaften zeigen die Deutschen immer eine gute Leistung. Also machen Verantwortliche vom DFB und den einzelnen Landesverbänden aus meiner Sicht vieles richtig.

Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. Rostock war im Juli 2004 ein Teil eines düsteren Kapitels der deutschen Schiedsrichter-Geschichte, als der Skandalschiedsrichter Robert Hoyzer ein Vorbereitungsspiel des FC Hansa Rostock gegen den damaligen englischen Erstligisten FC Middlesbrough (Ergebnis 3:1) verschaukelte. Der Wett- und Manipulationsskandal ging um die Welt. Wie haben Sie diese Entwicklung gesehen?

So etwas wirft immer ein schlechtes Bild auf die Schiedsrichter. Aber auch hier sind es nur ein paar schwarze Schafe und man kann das nicht verallgemeinern. Solche »Sportsleute« machen den Fußball kaputt und so etwas hat nichts auf Sportplätzen zu suchen. Es wurde alles aufgeklärt, die Täter und Hintermänner haben ihre Strafen bekommen und man sollte diese Themen nun ruhen lassen, aber auf keinen Fall vergessen.

Reden wir über Sie. Was war Ihr bisher größtes Spiel, das Sie leiten durften?

So genau kann ich das nicht sagen, was mein größtes Spiel war. Ich selber pfeife in der Landesliga (7. Liga, Anm. d. Red.) seit dieser Saison, aber man hat auch mal ein Derby in der Landesklasse (8. Liga, Anm. d. Red.) mit 200 Zuschauern, dann darf man in der Verbandsliga (6. Liga , Anm. d. Red.) mitfahren und dem Schiedsrichter assistieren oder in der letzten Sommerpause durfte ich bei einem Testspiel des Oberligisten (5. Liga, Anm. d. Red.) FC Anker Wismar gegen die zweite Mannschaft des Hamburger SV (4. Liga, Anm. d. Red.) an der Linie stehen. Aber auch Jugendspiele können Spaß machen, wenn man in der A-Jugend Regionalliga, die zweithöchste Spielklasse in dem Alter, assistieren darf. So war ich nämlich beim Spiel Greifswalder SV gegen RB Leipzig. So etwas macht schon Spaß und man kommt viel rum im gesamten Bundesland, von Greifswald über Neubrandenburg bis nach Schwerin und Schönberg.

Als Aushängeschild des Rostocker Fußballs wird von den allermeisten der FC Hansa gesehen, der zurzeit gute Chancen hat, wieder in die 2. Fußball-Bundesliga aufzusteigen. Wie sehen Ihre Ziele aus, wird man Sie in naher Zukunft als erster Rostocker Schiedsrichter im Profifußball sehen können?

Das mit Hansa Rostock ist natürlich schön und wenn das Team aufsteigt, profitiert die ganze Region davon. So etwas ist ein Aufmacher für unser Bundesland, das es so noch schöner macht, als es schon ist. Meine Ziele als Schiedsrichter sind erst einmal klein zu halten. Ich möchte mich in der Landesliga durchsetzen und in den nächsten Saisons aufsteigen. Einen genauen Plan habe ich natürlich nicht, denn die Schiedsrichterei ist momentan nur mein Hobby. Außerdem kann man nicht sagen, dass man in acht Jahren Bundesliga pfeift und 2022 bei der WM in Katar aufläuft. Ich versuche einfach mein Bestes zu geben und so hoch wie möglich mit dem Pfeifen zu kommen.

Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.

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