Landtagswahl 2011: Das ROSTOCKER JOURNAL stellt 11 identische Fragen an (Rostocker) Kandidaten aller Parteien mit Direktkandidaten, für alle transparent. Teil 3: Matthias Bahner (Piraten)
1. Wenn Sie Mecklenburg-Vorpommern in drei Adjektiven beschreiben sollen – welche sind das?
facettenreich, bodenständig und ausbaufähig
2. Mecklenburg-Vorpommern war lange für seine Werften bekannt. Die Industrie ist nun mehr oder weniger zusammengebrochen. Wo sehen Sie die wirtschaftliche Zukunft im Land?
Jedenfalls nicht in Kurz- oder Zeitarbeit. Die Universitätsstandorte mit all ihren Lehr- und Forschungseinrichtungen müssen gestärkt und attraktiv gehalten werden. Dies muss vor allem in Hinblick auf resultierende Produktionsmöglichkeiten und damit zu erschließenden Absatzmärkten geschehen. Großes Potenzial liegt auch im Technologiesektor, beispielsweise IT oder regenerative Energien, sowie in der Medizin.
Wir haben die Ausbildungs- und Forschungsstätten sowie die Infrastruktur und den Platz, den man benötigt um die verschiedensten Firmen hier anzusiedeln.
3. Was sagen Sie den vielen arbeitslosen Menschen im Land? Und was den jungen Mecklenburgern und Vorpommern?
Beiden Gruppen möchte ich sagen, bildet Euch solange wie möglich! Nutzt dafür die regionalen Einrichtungen und Bildungsträger. Bildung ermöglicht Fortschritt, bringt Euch Vorteile auf dem Arbeitsmarkt und später ein besseres Einkommen.
4. Wie begegnen wir am besten dem demografischen Wandel?
Die wenigsten jungen Leute gehen weg, weil es ihnen hier nicht gefällt. Mit lohnender Arbeit und genügend Ausbildungsplätzen im Land sowie in ausreichender Anzahl vorhandenen (und bezahlbaren) Kinderbetreuungsplätzen haben alle Generationen die Möglichkeit hier zu leben.
5. Was sind Ihre drei Ziele, die Sie nach einem Wahlsieg unbedingt durchsetzen wollen?
Wir werden das Bildungswesen stärken, mehr Geld für beispielsweise Lehrkräfte, Materialien und modernere Lehr- und Lernmethoden.
Das Staatswesen und die Politik müssen nachvollziehbarer gemacht werden, das heißt konkret Transparenz von politischen Aktivitäten und öffentlichen Ausgaben. Diese müssen für jeden Bürger zugänglich sein, zum Beispiel in Form von Rechenschaftsberichten oder Ähnlichem als Mittel gegen Bevormundung, Korruption und Vetternwirtschaft.
Wir werden im Rahmen der landespolitischen Möglichkeiten Lösungen finden, um eine sichere Existenz und gesellschaftliche Teilhabe zu gewährleisten, zum Beispiel Ausbau und Förderung von Kindertageseinrichtungen, Schulspeisungen und so weiter.
6. Wie wollen Sie erreichen, dass Ihre Ziele nicht Kompromissen bei Koalitions-Verhandlungen zum Opfer fallen?
Koalitionsvereinbarungen sind wie ein Handel und sollen ja immer zum beiderseitigen Vorteil sein. Auch »Die Großen« wollen etwas, nämlich eine Mehrheit, aber die ist nicht umsonst. »Die Kleinen« sollten sich deshalb immer ihres Wertes bewusst sein und konsequent handeln. Niemand sollte sich dabei »über den Tisch ziehen lassen«, nur um mitregieren zu dürfen. Es bringt nämlich rein gar nichts, zwar am Kabinettstisch sitzen, aber nichts sagen zu dürfen.
7. Mit welcher Partei würden Sie Ihre »Traum-Koalition« bilden?
Mit der Partei, mit der wir die größte inhaltliche Schnittmenge haben, also mit der SPD oder den Grünen.
8. Wie stehen Sie zu Kultur im Land? Sollten wir bei den Theatern angesichts der katastrophalen Haushaltslage(n) und mieser Zuschauerzahlen dort einen Gang zurückschalten?
Auf keinen Fall! Gerade hier sollte man überlegen, wie man die Räumlichkeiten und das Programm attraktiver gestalten und die Zuschauer mehr mit einbeziehen kann. Talenten muss man eine Chance geben und Nachwuchs bereits in den Schulen werben. Hin und wieder eine kostenlos aufgeführte Probevorstellung weckt sicherlich bei dem einen oder anderen Interesse zum häufigeren Zuschauen oder Mitmachen. Qualitativ gute Vorstellungen müssen aber erst einmal vom Land vorfinanziert werden, bevor sie sich selbst tragen.
9. Kann Mecklenburg-Vorpommern zum Wissenschaftsland werden und wenn ja, wie, was werden Sie dafür tun?
Natürlich kann es das! Schließlich ist es das ja schon. Das zeigen uns Einrichtungen wie die Max-Planck-Institute in Rostock und Greifswald, das Krupp Kolleg in Greifswald oder das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems.
Indem wir in unsere Hochschulen investieren, stärken wir ihre Position und lenken das Interesse auf den Standort MV. Wenn die Fachkräfte vor Ort und die infrastrukturellen Bedingungen vorhanden sind, warum sollte die Wirtschaft noch zögern, sich hier anzusiedeln?
10. Werden Sie die Interessen des Standortes Rostock im Landtag vertreten und gewissermaßen Lobbyarbeit betreiben? Wenn ja, wie?
Ich werde nicht nur die Interessen Rostocks im Landtag vertreten, denn mir liegt das ganze Land am Herzen. Politik bedeutet Lösungen und Kompromisse zu finden, die möglichst viele verschiedene Positionen unter einen Hut bringt. Genau deshalb ist eine breite Parteienvielfalt nötig, die so viele Aspekte wie möglich abdeckt. Besonderheiten einzelner Städte und Regionen müssen individuell betrachtet werden und können bevorzugt werden, solange sie dem Großen und Ganzen dienen.
11. Letzte Frage: Warum sollten wir wählen gehen?
Jeder, der wählen geht, kommt nur so seinen Interessen ein Stück näher.