AStA-Vorsitz will für ganze Uni sprechen

Mit dem Rücktritt von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) geht der Streit um die Plagiatsvorwürfe bezüglich seiner Doktorarbeit zu Ende. Als der Rostocker AStA-Vorsitzende Christian Berntsen den Rücktritt in einer Pressemitteilung begrüßt, handelt er sich selbst Kritik ein. Der Vorwurf: Der AStA nimmt sich mit Äußerungen zur Bundespolitik zu viel heraus und spricht fälschlicherweise für die gesamte Universität.

Was haben Karl-Theodor zu Guttenberg und AStA-Chef Christian Berntsen gemeinsam? Beide haderten mit ihrem Rücktritt. Der Verteidigungsminister legte heute sein Amt nieder, Berntsen zog seinen eigenen Rücktritt vor wenigen Wochen wieder zurück.

In einer Pressemitteilung erklärt er stellvertretend für alle Studenten: »Die Studentenschaft der Universität Rostock begrüßt den überfälligen Rücktritt des Verteidigungsministers. Der aus unserer Sicht einzig mögliche Schritt kann nur der erste sein auf dem Weg zur Wiederherstellung von Ehre und Glaubwürdigkeit der Wissenschaft.«

Berntsen darf als vom Studentenrat (StuRa) gewählter Repräsentant für die Studenten der Universität Rostock sprechen. Allerdings nur bei Themen, die hochschulpolitisch von Belang sind. Doch er geht noch einen Schritt weiter: »Die Aussage, bei über 200 Textübernahmen unbewusst das Zitieren vergessen zu haben, ist für kein Mitglied der Universität nachvollziehbar.«

Gegenüber dem ROSTOCKER JOURNAL erklärt er:  »Es geht um den Ruf der Wissenschaft, den wir als beschädigt sehen. Daher begrüßen wir den Schritt aus wissenschaftlicher Sicht.«

Doch er vertritt scheinbar in seiner Mitteilung alle Mitglieder der Universität. Zwar dürfe er zumindest für die studentischen Mitglieder sprechen, doch: »Viele Professoren der Universität haben sich bereits ähnlich geäußert.« Berntsen selbst ist Mitglied der Grünen.

Martin Lau vom CDU nahen RCDS: »Prinzipiell darf er schon für die Studenten sprechen. Nur bin ich mit seiner aktuellen Mitteilung nicht ganz so zufrieden«. Das StuRa-Mitglied weiter: »Teilweise nimmt sich der AStA zu viel heraus, wenn er beispielsweise zur Demonstrationen gegen den Castor-Transport aufruft oder den Rücktritt zu Guttenbergs begrüßt. Vielleicht will das nicht die gesamte Studentenschaft so, ich warne vor Pauschalisierungen.«

Wirtschaftsstudentin Christine Ruppert: »Worauf baut Christian Berntsen seine Aussage auf? Er scheint seine Meinung für die gesamte Universität zu verallgemeinern. Was die Studenten wirklich denken, weiß er nicht. Er ist dadurch nicht besser als die, die er kritisiert.«

Matthias Bannert ist Gründer und Herausgeber vom ROSTOCKER JOURNAL. Er lebt und arbeitet inzwischen in Berlin, wo er an weiteren Medienprojekten arbeitet.

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