Die Zukunft des Ostseeraumes

Das Idyll von der Weite und Freiheit des Meeres lockt jährlich hunderttausende Besucher an die Strände der Ostseeküste. Doch es trügt. Die Ostsee gehört zu den am meisten befahrenen Gewässern der Erde. Offshore-Windparks konkurrieren mit Fischern um Ostseeraum, Hafenplaner verlangen nach mehr „Kaikante“ und stehen regelmäßig mit Anwohnern und Tourismusmanagern in Konflikt. Wie wollen wir als Gesellschaft den Küsten- und Meeresraum des kleinen europäischen Binnenmeers Ostsee nutzen und wie wirken sich unsere maritimen Aktivitäten auf das Ökosystem aus?

Doktoranden der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock beschäftigen sich in ihren Forschungsarbeiten mit solchen drängenden Fragen und werden im fünften Teil der Ringvorlesung „Kurs auf die Wissenschaft“ am 09. Dezember darüber berichten. Ab 15 Uhr sprechen mit Tim-Åke Pentz, Florian Mühlbauer und Jan Landman Stipendiaten des „Departments Maritime Systems“ über Herausforderungen des „Küstenzonenmanagements“.

Der Nachmittag beginnt mit dem Beitrag von Tim-Åke Pentz, der sich als Politikwissenschaftler mit dem Thema Nutzungskonflikte und „gutes Regieren“ in Küsten- und Meeresregionen beschäftigt. „Wir müssen uns heute dringend die Frage stellen, wie unsere Küsten und Meere in Zukunft aussehen sollen“, erklärt der 32-Jährige. Dabei stünden unsere modernen Gesellschaften vor der Herausforderung, die Degeneration der natürlichen Systeme aufzuhalten, die wirtschaftliche Entwicklung in den Küsten- und Meeresregionen zu sichern und konkurrierende Nutzungsansprüche zu koordinieren. In einer vergleichenden Länderstudie untersucht der gebürtige Hamburger entsprechende neue Steuerungsansätze.

Aus einem anderen Fachbereich nähert sich der zweite Referent des Nachmittags dem sensiblen Binnenmeer an. Florian Mühlbauer ist Jurist und beleuchtet unter dem Titel „Aquakultur in der deutschen Ostsee. Darf man das?“ den rechtlichen Kontext von Muschel-, Algen- und Fischzucht in der Ostsee. „Weltweit sind die Meere überfischt und wir importieren in großer Zahl Fischereiprodukte“, weiß der gebürtige Bayer, dessen absolutes Interesse an der Zucht von Wasserorganismen schon aus Kindheitstagen rührt.

„Bisher wurde die Aquakultur häufig etwas zu undifferenziert gesehen. Muscheln und Algenkulturen haben beispielsweise eher geringe Umwelteinwirkungen und können sogar die Wasserqualität positiv beeinflussen. Durch entsprechende Rahmenbedingungen könnten die Vorzüge dieser Kulturen dem Ökosystem sogar zugute kommen.“ In seiner Forschung beschäftigt sich Florian Mühlbauer mit den möglichen rechtlichen Rahmenbedingungen, die die Voraussetzungen für eine nachhaltige Aquakultur in den deutschen Meeren bieten könnten.

Als dritter Stipendiat der Ringvorlesung wird Jan Landman über eine empirische Studie in Ostseebädern und Fischerdörfern auf Rügen und dem Darß berichten. „Nur Sonne, Strand oder Me(e/h)r?“ lautet dabei der Titel seines Vortrages. Der gebürtige Bielefelder hat knapp tausend Besucher der Orte Binz, Göhren, Ahrenshoop und Wustrow zu ihren Urlaubswahrnehmungen befragt und will mit Hilfe der Erhebung herausfinden, welche Bedeutung die Architektur der markanten Küstensiedlungen auf die Empfindungen der Touristen hat. Für den Urlauber kann das Ortsbild und die Siedlungsgestaltung bei der Wahl des Reiseziels zuweilen eine größere Bedeutung haben, als bisher angenommen.

Die Dörfer und kleinen Städte sind zudem teils starken baulichen Veränderungen unterzogen. „Für die zukünftige Siedlungsbebauung ist es wichtig zu wissen, welchen Gestaltwandel der Urlauber an einem Ort überhaupt registriert“, erklärt der 29- Jährige, der in Lüneburg Umweltwissenschaften studiert hat. Kommende Raumplanungs- und Baumaßnahmen könnten von den Ergebnissen seiner Studie beeinflusst sein und die Suche nach einer zukunftsorientierten Siedlungsgestaltung erleichtern.

Hintergrund:

Ziel der Interdisziplinären Fakultät ist ein enger Dialog zwischen Forschern verschiedener Fächer und die Verschmelzung wissenschaftlicher Disziplinen. So wird die Bearbeitung komplexer Problemfelder und die Entwicklung neuer Perspektiven, Inhalte und Technologien ermöglicht.

Alle Interessierten sind herzlich zu den Vorträgen eingeladen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden sich im Internet unter http://www.inf.uni-rostock.de/ringvorlesung

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