KRÖPELINER-TOR-VORSTADT. Die Stadtverwaltung teilte heute Mittag mit, dass das Große Haus und das Ateliertheater des Volkstheaters Rostock nicht länger bespielbar sind. Als Grund wurden Brandschutzbestimmungen genannt. Dies betreffe zunächst den Rest der Spielzeit bis mindestens Ende Mai. Das Theater ist nun auf der Suche nach alternativen Spielstätten. Es sollen im besten Fall keine, wenigstens aber nur ein paar Aufführungen ausfallen. Für alle, die davon betroffen sind – die vielleicht schon Karten haben – heißt das, dass die Akustik am Ausweichort unter Umständen sogar besser sein wird als im Großen Haus, man sich dafür aber rechtzeitig informieren sollte, wohin die Veranstaltung verlegt worden ist.
Von Seiten der Stadtverwaltungen wurde bisher nur wenig Konkretes zur plötzlichen Schließung erklärt. Was die nun notwendigeSanierung des Großen Hauses kosten wird, konnte bislang nicht gesagt werden – man rechne noch. Das Theater werde wohl die Last von Ausfällen und Umzügen tragen und Gewinneinbußen machen.
Alles ging angeblich furchtbar schnell. Das Brandschutzgutachten wurde im Herbst erstellt und in den letzten drei Wochen fand die ›Tiefenprüfung‹ statt. Die Entscheidung zur entgültigen Schließung der wichtigsten Theaterspielstätte kam gestern Abend. Intendant Peter Leonard (60) hatte keine Wahl, da er als Geschäftsführer der Theater GmbH auch persönlich haften würde, wenn etwas passiert.
Bausenator Holger Matthäus hatte erklärt, welche konkreten Mängel zur Schließung führten: fehlende Feuerschutztüren, eine derzeit nicht mögliche Trennung in Brandabschnitte, fehlende Fluchtwege und nicht vorhandene Rauchabzugsöffnungen. Er führte nichts auf, was –die Vermutung drängt sich auf – nicht schon im letzten der regelmäßigen Prüfberichte gestanden haben muss. Auf Nachfragen konnte der Senator nichts konkretisieren, was die Plötzlichkeit der Schließung begründen würde – bis auf die Selbstverständlichkeit, dass die Stadtverwaltung ein Haus unter diesen Umständen von heute auf morgen zu machen müsse.
Die Schließung hebt wieder einmal einen eventuellen Theater-Neubaus in den Vordergrund. Oberbürgermeister Methling (parteilos, 56) erklärte auf Nachfrage routiniert: »Wir wollen ein neues Theater bis 2018.« Die Finanzierung eines Neubaus bis zu diesem Zeitpunkt bleibt bis heute ungelöst. Im nächsten Jahr sind wieder Oberbürgermeisterwahlen. Auch aufgrund der aktuellen Entwicklung ist zu erwartn, dass dieses Thema von vielen Kandidaten bedient werden wird. Vielleicht ist auch die bevorstehende Landtagswahl ein guter Zeitpunkt, das Land wegen eines Neubaus noch stärker in die Verantwortung zu holen. Bemerkenswert: Erst gestern wurde durch »NDR 1 Radio MV« bekannt, dass Untersuchungen zu einem Theaterneubau schon vor einiger Zeit konkretisiert wurden. Nach einem Gutachten einer Schweizer Universität käme der Stadthafen hierfür in Frage. Auch Beratungen über die Finanzierung sollen bereits stattgefunden haben. Die Stadt könne demnach damit rechnen, 20 Prozent vom Land über die Städtebauförderung zu erhalten.
Die nächsten Fakten zur Sanierung des Großen Hauses wird man, so hieß es, in acht bis zehn Wochen in den Händen halten. Dann liegt das Ergebnis des Planungsbüros vor. Ein Millionenbetrag ist sehr wahrscheinlich. Bis dahin kann man nur spekulieren: Zurzeit hat das Theater einen Etat von 18 Millionen Euro pro Jahr. Acht Millionen erhält es von der Stadt, weitere acht von anderen Kommunen. Den Rest muss es selbst erwirtschaften. Der allergrößte Teil des Geldes wird für Personalkosten ausgegeben. Die mit 190 Millionen Euro noch immer hoch verschuldete Stadt wird es sich kaum leisten können, die zusätzlichen Kosten selbst zu begleichen. Zumal die Entschuldung der Stadtkassen von Methling als Bedingung eines Neubaus genannt wurde. Aber wer sonst sollte in einen Bau investieren, der ohnehin ersetzt werden soll? »Ein Haus, das garantiert in den nächsten fünf Jahren abgerissen wird«, so Oberbürgermeister Methling. Politisch wäre das nur schwer zu rechtfertigen.
Besucher des Volkstheaters können sich sehr bald auf der Internetseite des Theaters und unter der Telefonnummer 0381 381 4700, 4703 und 4704 informieren. Es besteht die Möglichkeit, das Geld für erworbene Karten zurück zu erhalten. Ausgefallene Aufführungen werden erstattet.