„Hol mir mal ´ne Flasche Bier, sonst streik ich hier!“

ROSTOCK. Wenn man sich je die Frage stellen würde, warum es Partys zum Semesterauftakt gibt, so wäre die erste Antwort ungleich der, die ein Dozent hören will: Nicht die Freude auf das Studium gilt als Grund, sondern die Ausübung vom spätrömischer Dekadenz in Form von kostengünstigem Genuss alkoholhaltiger Getränke in Kombination mit freiem Eintritt.

Das Ausprobieren der Lokalitäten steht im Fokus und wenn manch ein Student auf Kommilitonen oder gar auf Professoren trifft, kann das in den Folgetagen, -stunden oder -minuten zu peinlichen Situationen führen, beispielsweise, wenn neben den zerfressenen Gedärmen auch das Gedächtnis gelitten hat und der Student einen erstklassigen Alzheimer-Probanden darstellen könnte.

Wenn der Student (meist „Erstie“) sich für einen Club entschieden hat und bereit ist abzufeiern, kommt die nächste Hürde: die anderen Studenten.

Semestereinstandspartys sind gut besucht, sie sind voller als jedes deutsche Altenheim. Ein Ort, an dem man nur mit Ellenbogen überleben kann, obwohl es zumeist schwierig ist, genug Platz zum Anheben derselben zu finden.

Wenn man sich also in der Büchse eingefunden hat und niemanden der anderen Heringe kennt, kann einen trotzdem noch das überaus vielfältige Angebot an musikalischen Klängen erfreuen.

Das kann passieren, ist aber eher unwahrscheinlich. Gespielt wird zwischen urzeitlichem Gebrüll und Teenie-Kreisch alles, was das studentische Ohr abfressen kann (dadurch bemerken die Profs, wer auf solch einer Party war!).

Die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Studenten richtet sich daher, neben dem reinen Überlebenswillen, auf das Vergessen der Zustände um ihn herum. Ergo: Der arme Student verliert sein hart verdientes Geld am Tresen und muss dem Prof erörtern, warum er noch nicht alle seine Bücher für die Uni besorgt  hat – etwas, das zweifelsohne sehr schwer ist, wenn man kein Gehirn und keine funktionierenden Ohren mehr hat.

Wohlweißlich werden die Kampfszenarien an der Theke übersprungen, an der schon mancher hinterher noch mehr Alkohol brauchte um die Probleme zu vergessen, die sich vor ihm manifestierten (nicht jeder Hardcore-Technofan mag es, seine Lieblingslieder beschmutzt zu sehen -wenn auch nur durch Worte der Mitfeiernden).

Das Ende der Partys kommt schnell. Für den ein oder anderen auch plötzlich.

Spätestens, wenn die Durchsage "Freibier ist leer!" ertönt, lichtet sich die Meute.  Das glauben Profs! In Wahrheit wäre die Party dann schon nach 15 Minuten zu Ende. Daher hier das wahre Ende:

Wenn die Party vorbei ist, gehen natürlich alle gesittet nach Hause in ihre eigenen Betten und sitzen pünktlich um 7:30 Uhr am nächsten Tag in ihren Vorlesungen. Natürlich.

Sie sind körperlich anwesend, geistig jedoch schon wieder auf der nächsten Semestereinstandsparty, die zwei Tage später in der nächsten Lokalität stattfinden wird. Im Kopf sind sie bereits auf dem Weg. Auf dem Weg zur nächsten SEP. 

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