Der demografische Wandel in ganz Deutschland sorgt für eine stetig steigende Anzahl an pflegebedürftigen Menschen. Im Jahre 2011 waren bereits 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig. Laut einer Prognose des statistischen Bundesamtes wird die Anzahl bis zum Jahre 2030 auf 3,4 Millionen Menschen ansteigen.
Auch in der Hansestadt Rostock lassen sich die Folgen des demografischen Wandels erkennen. Rostock arbeitet zwar bereits an mehr seniorengerechten Wohnungen, jedoch steigt die Zahl derer, die auch in einer solchen Wohnanlage nicht dazu in der Lage sind, sich eigenständig zu versorgen.
So waren im Jahr 2011 bereits 9.065 Männer und Frauen in Rostock auf die Pflege von Familienmitgliedern, ambulanten Diensten oder Altersheimen angewiesen. Seit 2009 ist diese Zahl um etwa 10% angestiegen.
Für die Betroffenen und Angehörigen treten viele Fragen auf, wenn man sich mit dem Thema der Pflege im Alter beschäftigt. 2011 wurde für die Klärung dieser Fragen ein Pflegestützpunkt in Rostock eröffnet.
Dort wird eine kostenfreie Pflegeberatung für Bedürftige und Angehörige angeboten. Sie dient als erste Anlaufstelle in dringenden Fragen und ebnet den Weg für die weiteren, langwierigen Prozesse, die die Pflegebedürftigkeit mit sich bringt.
Jedoch dient diese Einrichtung ausschließlich dem Zweck zu informieren. Es empfiehlt sich deshalb außerdem, sich bezüglich Pflegebedürftigkeit frühzeitig über die richtigen Maßnahmen und Versicherungsangebote zu informieren.
Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums zum Bau von Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige und deren Förderung würde, wenn sie schließlich gebilligt würde, nur einen sehr kleinen Teil der pflegebedürftigen Menschen in Rostock erreichen. Laut statistischem Bundesamt werden 75% der Pflegebedürftigen in der Hansestadt Zuhause von Angehörigen gepflegt.
Diese Menschen würde die Förderung demnach nicht erreichen. Laut einer R+V Studie wird die häusliche Pflege meist von berufsuntätigen Frauen ausgeführt und ist so anstrengend wie ein Halbtagesjob. Neben der psychischen Belastung, die eine solche Pflege mit sich bringt, leiden auch immer mehr Rostocker Familien finanziell unter der Pflegebedürftigkeit ihrer Angehörigen.
Zwar gibt es eine finanzielle Unterstützung vom Staat, diese fällt jedoch so gering aus, dass 70% der Befragten angaben, diese decke nicht mehr als 1/3 der anfallenden Pflegekosten. Zudem sei der Prozess, Pflegegeld zu bekommen, schwierig und mit den vielen verschiedenen Pflegestufen undurchsichtig, sodass viele Familien auf den Antrag verzichten.
In den letzten Jahren entstanden bereits viele Pflegedienste und Wohnheime in Rostock, doch die hohe Anzahl der in den eigenen vier Wänden gepflegten Menschen lässt annehmen, dass diese Dienste noch immer zu kostspielig sind um sie in Anspruch zu nehmen. Es bleibt noch viel zu verändern, in Rostock sowie in ganz Deutschland, um die Lebensqualität von Pflegebedürftigen, wie auch deren Angehörigen, dauerhaft zu erhöhen.
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