Annie Ehringhaus gehört zu den erfolgreichsten Fotografinnen in Norddeutschland. Von Fashion über Hochzeiten bis hin zu knisternd-erotischen Akt-Aufnahmen, sie hat alles schon abgelichtet. Ihre größte Leidenschaft gehört allerdings den ganz Kleinen, den Babys. Das ROSTOCKER JOURNAL traf sich zum Interview mit der beliebten Fotografin.
Interview von OLIVER DÖHRING
ROSTOCKER JOURNAL: Jeder hier in der Umgebung kennt Dich und deine Fotos. Wie bist Du überhaupt zum Fotografieren gekommen?
Annie Ehringhaus: Mehr oder weniger war es Zufall und das Fotografieren entstand durch eine „Hobbysuche“ in den USA, wo ich drei Jahre lebte. Ich habe meine Schnappschüsse mit diversen Bildbearbeitungsprogrammen retuschiert und bin durch unterschiedliche Foren zu Photoshop gekommen. Es dauerte einige Jahre, bis ich mich in dieses Programm eingearbeitet hatte und nach und nach dazulernte.
Später kamen die ersten Bildbearbeitungsanfragen von Hobbyfotografen. Meine Ansprueche an DEREN Fotos stiegen nach und nach, also probierte ich mich immer mehr im Bereich Fotografie aus. Anfangs noch mit einer einfachen Digitalkamera.
Zurück in Deutschland stiegen meine Ansprüche weiter, bis hin zur Spiegelreflex. Meine ersten Models waren Freundinnen, über die Fotocommunity und Model-Kartei kamen dann auch die ersten Anfragen von „außerhalb“. So fing es an.
Ein paar Bilder von Dir selbst habe ich für grandiose Photoshop-Collagen gehalten, bis Du mir feixend gesagt hast „Das ist meine Zwillingsschwester und ich!“ Gutaussehende Zwillingsschwestern, das klingt schon nach Verwechslungs-Spaß in Schule und Pubertät. War es so?
Ja, leider! Und auch wenn uns viele um unser „Zwillingsdasein“ beneidet haben, so war es doch oft nicht immer einfach. Da hieß es nicht: Nettie oder Annie, sondern DIE ZWILLINGE. Einer hat Mist gebaut, beide wurden schief angeguckt…
Ursprünglich kommst Du ja aus Thüringen. Was hat Dich an die Küste verschlagen?
Kurz und knapp: die Liebe!
Hand auf’s Herz: Was ist toll an der Küste und was nervt?
Toll ist hier natürlich meine „Lieblingslocation“: der Strand. Ich liebe die Luft und die weiten Landschaften. Ich muss gestehen, dass es für mich die ersten Jahre nicht einfach war, da viele Rostocker sehr ernst und insich gekehrt sind. Mir fehlte der Humor, die Leichtigkeit… Mittlerweile bin ich 7 Jahre hier und wurde eines Besseren belehrt. Ich habe viele Stammkunden, die nach wie vor gern zu mir kommen.
Ich habe Freunde gefunden und mich eingelebt. Was etwas nervt, dass es zu meiner Familie in Thüringen immer ’ne ganze Ecke zu fahren ist. Gott sei Dank kommen sie auch gerne mal an die Ostsee – das ist ja quasi günstiger Urlaub.
Was macht für Dich ein gutes Bild aus?
Für mich ist es nicht wichtig, dass ein Foto perfekt, gestochen scharf oder toll ausgeleuchtet ist. Ein Foto muss den Betrachter berühren, wenn er es anschaut, es muss „hängen bleiben“ – sich in seinen Kopf „einbrennen“.
Du hast in vielen Stilrichtungen schon fotografiert. Was fotografierst Du am liebsten?
Neugeborene, Landschaften und Hochzeiten… Wobei mir Babys besonders am Herzen liegen.
Wie kommt man auf Babys?
Um ehrlich zu sein, war ich schon immer ein Bewunderer der bekannten Anne-Geddes-Bilder. Jedoch waren ihre Accesoires für mich immer unerreichbar: Übergroße Schuhe, übergroße Eierschalen, übergroße Blüten und alles in Maßanfertigung. Doch dann schwappte eine weitere Welle aus den USA zu uns: Babys in Blumentöpfen, in Weinkisten oder auf verschiedenen Decken postiert… Ich war begeistert und gefangen.
Du gehst ja den Schritt weiter und beginnst mit den Fotos noch in der Schwangerschaft, bist oft auch während der Geburt dabei. Das ist doch ein sehr intimer Moment, wie geht ihr – Model und Fotografin – damit um?
Natürlich ist dieser Moment einer der intimsten und privatesten Momente einer Frau. Ich selbst habe keinerlei Erinnerungen an die Geburt meiner Tochter und auch Fotos von VOR und bis 3 Monate nach der Geburt sind leider nicht mehr vorhanden. Ich möchte diese unglaublich faszinierenden und ergreifenden Momente bildlich festhalten. Nichts auf der Welt ist größer als die Geburt des eigenen Kindes.
Wenn Du den ganzen Tag ein süßes Baby fotografierst, kommst Du da Abends mit den Worten nach Hause: „Schatz, Du ich habe heute über was nachgedacht….“?
Nein, auch wenn ich immer wieder in eine Art Mutterrolle „verfalle“, wenn ich mit den kleinen Wesen arbeite.
Was möchtest Du noch erreichen?
Mein Ziel ist es, Angestellte zu haben, denen ich vertrauen kann. Mehr Mamis mit Fotos ihrer Kleinen glücklich zu machen. Jede Absage tut mir unglaublich leid. Klar, ich möchte auch bekannter werden und auch außerhalb von Meck-Pomm arbeiten. Ich habe Anne Geddes als Vorbild, wobei ich sie nicht kopieren will, aber sie hat ganz gut vorgemacht, wie man sich immer wieder steigern kann. Langfristig möchte ich so erfolgreich sein, dass ich meine vielen wunderbaren Ideen, die ich habe, umgesetzen kann.
Annie Ehringhaus „Babyseite“: Babyfotos24.de
PS: Übrigens, Annie Ehringhaus fotografiert auch Hochzeiten