ROSTOCK. Ganz versteckt, in kleinen, dunklen Baracken, verbuddelt hinter großen, verstaubten Stapeln von Büchern, unter flackernden, nackten Glühbirnen hocken sie. An der Wand hängen Bilder von Einstein oder Humboldt. Wissenschaftler – die unbekannte Spezies. Das Wunder aber passiert. In Rostock. Sie kommen. Uns, den Nicht-Eingeweihten, erklären sie ihre Welt. Und sie versprechen: keine Fremdwörter, keine Langeweile. Wissenschaftler – die unterhaltsame Spezies.
Und sie schaffen es. Am 8. November. Ab 20 Uhr sind sie unsere Helden. Wir kleben zum Science Slam Rostock an ihren Lippen. Denn sie verbinden Unterhaltung und Wissenschaft. Sie erobern uns. Und sie siegen.
Science Slam, die unterhaltsame Form der Wissenschaftspräsentation, findet zum zweiten Mal im Kulturkombinat Bunker, Neptunallee 8, 18057 Rostock, statt. Erlaubt ist bei einem solchen Auftritt alles, was gefällt: ob herkömmliche Powerpoint-Präsentation oder Experimente auf der Bühne, Ausdruckstanz oder ein fesselnder Vortrag ohne mediale Unterstützung; ob mit Gegenständen oder Anschauungssubjekten aus dem Publikum – vollkommen egal. Jeder Slammer bekommt dazu zehn Minuten Zeit. Dabei wird es möglichst unterhaltsam zugehen – Langeweile und der inflationäre Gebrauch von Fachtermini sind tabu. Denn das Publikum stimmt am Ende ab, wer Slam-Champion ist.
Am 8. November treten fünf Rostocker Wissenschaftler gegeneinander an. Isabella Kratzer ist trotz unverkennbar bayrischem Zungenschlag eine echte Expertin auf dem Gebiet der Krabbenfischerei. In ihrer Masterarbeit, die in den letzten Zügen steckt, hat die Aquakulturstudentin der Universität Rostock gemeinsam mit dem Institut für Ostseefischerei Rostock ein neues Fanggerät für Nordsee-Krabbenkutter entwickelt. Ihr folgt das Multitalent Pascal Zurek. Der junge Mann studiert Physik an der Universität Rostock – und zugleich Musik an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Informatiker Gerald Bieber hat sich dem sinnvollen Einsatz von Technik im häuslichen Umfeld verschrieben. Unabhängig von Big Brother-Schreckensszenarien dienen die Forschungen des am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung Rostock tätigen Wissenschaftlers dazu, den Gesundheitszustand älterer oder kranker Menschen im Blick zu behalten. Die Technik dominiert auch die Untersuchungen von Pantea Bashi. Die aus dem Iran stammende Soziologin der Universität Rostock hat ihre Doktorarbeit unter das Thema Neuromarketing gestellt. Darin untersucht sie den Einsatz von Hirnforschungsmethoden und -technologien zum Zweck der Verkaufsförderung.
Außerhalb der Wertung wird mit Prof. Dr. Holger Helbig als „Featured Scientist“ ein gestandener Professor gleich zu Beginn zeigen, wie´s geht. Helbig ist Inhaber der Uwe-Johnson-Stiftungsprofessur der Universität Rostock und hat somit in seinem Berufsalltag mit schöner Sprache und deren Vermittlung zu tun.
Der Science Slam Rostock ist eine Kooperation von [Rostock denkt 365°], der Universität Rostock und scienceslam.net. Der Eintritt kostet fünf Euro. Alles Aktuelle unter www.facebook.com/scienceslamrostock.