Kommentar: Nur noch Selbstverwaltung

Studentische Selbstverwaltung – der Name ist wohl derzeit Programm. Denn in den letzten Monaten scheint der StuRa sich eher mit sich selbst zu beschäftigen als mit der Interessenvertretung der Studenten.

Ein neuer AStA-Chef musste gewählt, verschwundene Gelder gesucht und ein neuer Haushalt schön gespart werden.

Doch Sparen ist genau das, was derzeit nicht wirklich erkennbar geschieht. Die großen luxuriösen Rücklagen sind aufgebraucht, es drohte ein Defizit von 60.000 Euro und mit ihm die Zwangsverwaltung durch den Uni-Kanzler. Angesichts von spurlos verschwundenen Geldern, schlampiger Buchführung und vernachlässigten Lohnnebenkosten nicht unbedingt die schlechteste Alternative.

Personelle Konsequenzen? Fehlanzeige: StuRa-Vize-Präsidentin Christina Regina Höhne sitzt beispielsweise noch immer an ihrem Platz. »Ihr« StuRa winkte damals den Defizit-Haushalt durch, übersah Lohnnebenkosten, die nun nachgezahlt werden müssen. Kürzungen von Personalkosten? Fehlanzeige: Die Aufwandsentschädigungen wurden im Großen und Ganzen nicht angetastet. Man spart lieber Referate ein.

Tatsächlich gespart wird bei Veranstaltungen. Campus-Explosion? Gestrichen! Kulturwochen? Standen zur Diskussion!

Doch wie kommt es bei den Studenten an, die jetzt sieben statt fünf Euro pro Semester für »ihre« Vertretung abdrücken müssen? Was für ein Signal ist es, wenn in dem Bereich gespart wird, von dem Studenten direkt etwas haben? Traurig-peinlich, aber wahr: Von AStA und StuRa bekommen die meisten nämlich nur was auf der Kulturwoche, Campusexplosion und anderen öffentlichen Veranstaltungen mit.

Was für ein Signal ist es, wenn auf der einen Seite das große Defizit droht und die Kulturwochen zur Diskussion stehen – und auf der anderen Seite Neuproduktionen wie die »Campusredaktion« durchfinanziert werden?

Sorgt am Ende der StuRa dafür, sich selbst in Frage zu stellen? Zu den letzten Wahlen gingen nur etwas mehr als acht Prozent der Studenten. Das Zeugnis in Sachen Kommunkation ist »mangelhaft«. Falsche Signale, keine professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Um aus dem Bedeutungstief herauszukommen, muss nun ein ernsthafter Kurswechsel erfolgen – und die studentische Selbstverwaltung mehr als nur »Selbstverwaltung« sein.

Matthias Bannert ist Gründer und Herausgeber vom ROSTOCKER JOURNAL. Er lebt und arbeitet inzwischen in Berlin, wo er an weiteren Medienprojekten arbeitet.

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