Am vergangenen Donnerstag erreichte der Castortransport begleitet von Protesten das Zwischenlager Nord bei Lubmin. Letztlich benötigte der Transport knapp 50 Stunden und damit deutlich mehr Zeit als ursprünglich geplant. Auch in Rostock waren Aktivistengruppen unterwegs. Unser Reporter Florian Fröhlich war für das ROSTOCKER JOURNAL vor Ort.
Am Dienstagabend um 20.04 Uhr brach im französischen Aix-en-Provence der Castortransport Richtung Lubmin in Vorpommern auf. Schon im Vorfeld kündigten sich Proteste an und so fanden sich auf der Auftaktdemo am Samstag in Greifswald bereits 3.600 Demonstranten, darunter auch der Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns Erwin Sellering (60, SPD), ein um sich sowohl gegen den Transport, als auch allgemein gegen Atomkraft auszusprechen.
Erst als der Castor die Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns überquerte, kam es zu ersten Protestaktionen. Bei Ludwigslust waren 25 Menschen auf den Gleisen und verzögerten den Transport um ungefähr 35 Minuten.
Polizei verhindert Gleis-Stürmung
Um die 50 Protestler versammelten sich im Rostocker Stadtteil Brinckmansdorf, um dort die Schienen zu blockieren. Polizisten verhinderten jedoch, dass die Gruppe von Menschen auf die Gleise gelangte.
Größerer Protest formierte sich erst in Vorpommern. So wurde hinter Stralsund eine Strecke von 30 Metern »geschottert«, also Steine aus dem Gleisbett entfernt, so dass diese erst wieder aufgefüllt werden mussten, bevor der Zug die Gleise befahren konnte.
Für die größte Verzögerung des Transports sorgten zwei Aktivisten der Gruppe »Robin Wood«, die sich an der Strecke in Diedrichshagen bei Greifswald festketteten und den Castor so für über sechs Stunden aufhielten. Mittlerweile stellte das Landesinnenministerium Anzeige gegen die beiden Aktivisten.
Zuvor hatte die Polizei schon einige der Sitzblockaden aus mehreren hundert Demonstranten, die sich auf der Strecke zwischen Greifswald und Lubmin formiert hatten, geräumt. Viele davon wurden in die Gefangenensammelstelle in Wolgast gebracht.
Innenminister Caffier plädiert für »Wegtragegebühr«
Letztlich traf der Castortransport im Zwischenlager Nord um 21.50 Uhr nach einer 50 Stunden langen Fahrt ein. Die erreichte Verzögerung verbuchen die Demonstranten als Erfolg. So zieht das Anti-Atom-Bündnis NordOst „ein positives Resumee des deutlich erstarkten Protestes gegen Atommülltransporte in das Zwischenlager Nord bei Lubmin“ und auch die Grünen bezeichnen die Proteste als vollen Erfolg und betonen vor allem die Friedlichkeit der Aktionen. Insgesamt nahmen im ganzen Land jedoch nur wenige Hundert Menschen an den Protesten teil.
Für einige Demonstranten könnte das Ganze noch ein Nachspiel haben. Der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, Lorenz Caffier (54, CDU), will jetzt prüfen lassen, ob die Möglichkeit einer »Wegtragegebühr« besteht. In diesem Fall werden Demonstranten zur Kasse gebeten, die sich an Sitzblockaden beteiligten und sich von der Polizei wegtragen ließen.
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