Passionierter Lebensretter erzählt von seinem Job

KRÖPELINER-TOR-VORSTADT/STADTMITTE. Am 11. Mai um 16 Uhr lädt berichtet Jörg Westphal von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) beim Rostocker »Kindercampus« Kindern und Jugendlichen wie Lebensretter arbeiten.

»Wer seine Arbeit liebt, muss nie zur Arbeit gehen.« Jörg Westphal ist seit 24 Jahren Seenotretter. Wenn er von seiner Tätigkeit erzählt, nimmt er seine Zuhörer mit zu Einsätzen auf hohe See und lässt sie an seinen teils spektakulären Missionen teilhaben. Mit jedem Wort vermittelt er Faszination und Hingabe für seine Aufgabe.

Am 11. Mai um 16 Uhr lädt er in den Circus Fantasia in den Rostocker Stadthafen ein. Beim »Kindercampus« im blau-gelben Zelt gegenüber dem Theater im Stadthafen berichtet der 48-Jährige von seiner Tätigkeit als Leiter des Informationszentrums der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Warnemünde. In »Was machen eigentlich Seenotretter?« erklärt Westphal Kindern und Jugendlichen anhand von Filmausschnitten, Anekdoten und praktischen Vorführungen von erfolgreichen Lebensrettungen.

»Kinder lassen sich schnell gefangen nehmen, wenn es um die Themen Gefahr, Rettung und Wasser geht«, weiß der Vater eines 27-jährigen Sohnes. Seine jungen Gäste lässt er deshalb auch gelegentlich mitmachen. Zu theoretisch wird der Vortrag ganz sicher nicht, denn Westphal wird einige praktische Hilfsmittel mitbringen: Ausrüstung, eine Rettungsinsel, vielleicht sogar ein Boot.

Für ihn selbst war Seefahrt immer ein Kindheitstraum. Familie Westphal lebte dank Opa und Vater vom Fischfang, der Seefahrt und dem Schiffbau – und war daher stets dem Meer verbunden. »Der Auslöser für mich, selbst Seenotretter werden zu wollen, war, als ich Rettungseinsätze in Wustrow hautnah miterlebt habe, nachdem ich 1981 dorthin gezogen bin. Da wollte ich dabei sein«, erklärt er.

Seitdem gab es immer wieder traurige Situationen, aber auch Glücksmomente. So etwa im Sommer vor 3 Jahren, als seine Kollegen und er nach einem über Bord gegangenen Segler vor Warnemünde suchten. »Mit acht Booten waren wir draußen«, erzählt Westphal. Zwei Stunden lang kämpften sie gegen meterhohe Wellen und starken Wind. Die Rettungshubschrauber hatten deswegen die Suche bereits aufgegeben. Doch eines der Boote fand den Segler dann doch noch.

Die nicht-staatliche DGzRS, 1865 gegründet, übernimmt in Deutschland die Seenotrettung. Sie finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen. Die Gesellschaft verfügt über eine Rettungsflotte von 61 Seenotkreuzern und Rettungsbooten und überwacht auf 54 Stationen mit 185 festangestellten und rund 800 freiwillige Mitarbeitern die deutschen und Hoheitsgewässer sowie die deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszonen in Ost- und Nordsee.

Die Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wird zu diesem Anlass Besichtigungen auf dem Seenotkreuzer »Vormann Jantzen« ermöglichen. Er macht in direkter Nachbarschaft zum Circus Fantasia im Rostocker Stadthafen fest. Zum Abschluss des Vortrages sind die Teilnehmer zu einer Führung auf den Seenotkreuzer und das dazugehörige Tochterboot »Butscher« eingeladen. Interessenten werden beide Schiffe bereits ab 14 Uhr für ein sogenanntes »open ship« offenstehen. Gegen 17 Uhr legen sie wieder ab.

Die »Vormann Jantzen« gehört zur sogenannten 23,3-Meter-Klasse, welche die DGzRS für Einsätze seit den frühen 1980er-Jahren nutzt. Es wurde Ende 1990 in Warnemünde in Dienst gestellt und dient gegenwärtig als Reservekreuzer. Benannt ist es nach dem ehemaligen, legendären Vormann der Seenotrettungsstation Warnemünde, dem Lotsenkommandeur Stephan Jantzen. Der Name des Tochterbootes bezeichnet im mecklenburgischen Platt einen pfiffigen Jungen.

Schiffe der 23,3-Meter-Klasse sind als Schweißkonstruktion ganz aus seewasserbeständigem Leichtmetall im bewährten Netzspantensystem gebaut und zeichnen sich besonders durch ihre hohe Seetüchtigkeit und ihre selbstaufrichtenden Eigenschaften aus.

Sie sind für den Einsatz bei jedem Wetter im Küstengebiet und auf hoher See bestimmt. In Grundsee und Brandung besitzen sie gute See- und Manövrier-Eigenschaften, überstehen heftige Grundstöße und -berührungen und sind in der Lage, unter schwersten Bedingungen bei einem Havaristen längsseits zu gehen.

Durch die Anordnung von Tanks und Leerzellen ist das Innere des zweimotorigen Bootes bei eventuellen Beschädigungen praktisch durch eine zweite Haut, im Bereich der Kühltaschen sogar durch eine dritte, geschützt.

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