Rostocker tüfteln an Öl-Reinigung

ROSTOCK. Bisher gibt es wenig zufriedenstellende Möglichkeiten, mit Öl verschmutztes Meerwasser zu reinigen. Rostocker Forscher tüfteln nun an einer neuen Idee, um dieses Problem zu lösen.

Ölkatastrophen führen vermehrt zu verschmutztem Wasser in den Meeren. Dieses zu reinigen, ist wichtig. Allerdings sind die angewandten Methoden nicht wirklich ausgereift und zufriedenstellend. Forscher der Profillinie Maritime Systeme der Universität Rostock arbeiten daher an der Entwicklung einer neuen Technologie zur Bekämpfung von Ölhavarien auf dem Meer. Die Idee besteht darin, die Ölverschmutzung zu erkennen, biologisch abbaubare Binder abzuwerfen, diese anschließend einzusammeln und zu entsorgen. Doch das Vorhaben ist komplizierter, als es scheint.

Das Kernstück der Ölentsorgung sind die biologisch abbaubaren Binder. Diese sollen zudem mit Mikroorganismen besetzt werden, damit das Öl bereits vor Ort biologisch abgebaut werden kann. »Die Binder werden nach einer Havarie vom Flugzeug aus über den Ölteppich abgeworfen, saugen sich mit Öl voll und die Mikroorganismen bauen es ab«, erklärt Projektleiter Dr. Fröhle von der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) der Uni Rostock. Daher muss auch ein System entwickelt werden, mit dem Ölteppiche aus der Luft erkannt werden.

Ziel der Forscher ist es, die Umweltverschmutzungen nach Ölhavarien im küstennahen Bereich sowie in Flachwassergebieten so schnell wie möglich zu beseitigen. Das soll selbst bei hohem Wellengang möglich sein, bei dem beispielsweise Klappschiffe bisher immer ihre Probleme hatten. Die biologisch abbaubaren Binder, die aus der Luft abgelassen werden, sollen das ändern. Damit diese aus dem Wasser entsorgt werden können, muss allerdings der Weg der Binder auf dem Meer nachvollzogen werden können – darin besteht eine weitere Herausforderung.

Um die Bergung kümmert sich der Lehrstuhl für Meerestechnik der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik der Uni Rostock unter der Leitung von Professor Mathias Paschen. Dass es bisher keine zufriedenstellende technische Lösungen für das Problem gibt, lässt Prof. Paschen keine Ruhe. »Für einen Ingenieur besteht die Herausforderung darin, das so nicht zu akzeptieren«, sagt er. Sein Lehrstuhl befasst sich unter anderem mit Erdöl- und Erdgasgewinnung. »Da liegt es nahe, sich auch mit neuen Technologien zur Bekämpfung von Ölhavarien auf dem Meer auseinander zu setzen«, sagt Prof. Paschen.

Mit im Boot für eine neue Lösung zur Ölbekämpfung auf dem Meer ist auch das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde mit seinem Leiter Prof. Detlef Schulz-Bull. Die Wissenschaftler bewerten unter anderem die Auswirkungen der kontaminierten Binder auf die Meeresumwelt. Die AUF erforscht wiederum das Schwimmverhalten und das Driftverhalten der Binder mit und ohne Öl.

Ingesamt wird das interdisziplinäre Forschungs-Verbund-Vorhaben »BioBind« die nächsten drei Jahre vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit etwa zwei Millionen Euro gefördert. Außerdem entstehen sechs neue Arbeitsplätze für Wissenschaftler. Beteiligt sind neben der Uni Rostock und dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung vier weitere Partnereinrichtungen aus Forschung und Wirtschaft. Die TU Dresden entwickelt die Binder, das sächsische Institut für angewandte  Biotechnologie (SIAB) untersucht die zum Einsatz kommenden Mikroorganismen. Und die Firmen FSB AIR-Service und Agro-SAT kümmern sich um die Detektion der Ölteppiche und um die Ausbringung der Binder aus der Luft. Bis zum Jahr 2014 wollen die Forscher das Projekt abgeschlossen haben und eine gute Lösung präsentieren.

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