Wollte Christian Berntsen mit seinem angekündigten Rücktritt nur Aufmerksamkeit? Testen, wie weit er gehen kann? Oder einfach nur Druck ausüben?
Auffällig: In dem Rücktrittsschreiben Berntsens steht nichts von Rücktrittsgesuch, wie es seit heute einhellig kommuniziert wird. Er will dort konkret zum 9. Februar zurücktreten. Ohne Wenn und Aber. Dass der Studentenrat (StuRa) dem nachträglich in Rücktrittsgesuch umbenannten Rücktritt widersprochen hat, diente nur der eigenen Gesichtswahrung. Beide Seiten sind fein raus: Berntsen kann im Amt bleiben, was er offensichtlich ja sowieso will, und der StuRa kann den Schein wahren, sich von dem AStA-Vorsitz nicht seine Politik diktieren zu lassen.
Fakt ist: Es gibt wohl keinen kompetenten Nachfolger. Selbst Stellvertreterin Katharina Mahrt, die es inzwischen gewohnt ist, ihre verloren gegangenen AStA-Vorsitzenden interimsweise zu vertreten, mag immer noch nicht offiziell zur Nummer eins werden. Dem AStA-Chef sein Vertrauen auszusprechen und Fehler einzugestehen schien wohl die beste Alternative zu sein, als sich auf die mühsame Suche nach einem Nachfolger zu machen. Selbst wenn er maximal sieben Monate im Amt bleiben müsste.
Ein befreundeter Journalist kommentierte neulich: »Die Halbwertszeit der AStA-Vorsitzenden ist auch nicht mehr das, was sie mal war.«
Die Frage ist also, was hat Berntsen gewollt? War es wirklich der Unmut über die Beschlüsse? Oder ganz einfach der Ruf nach Aufmerksamkeit und der Schrei nach Liebe vom StuRa?
Berntsen erklärt, es gibt keine Gewinner und keine Verlierer. Ich glaube, es gibt nur Verlierer. Auf der einen Seite einen AStA-Chef, der mit seinem Hin und Her unglaubwürdig geworden ist. Auf der anderen Seite ein StuRa ohne Rückgrat.