WARNEMÜNDE. Gegen Mitte des Herbstes spielt sich ein Szenario am Strand von Warnemünde ab, dass vielen langjährigen Bewohnern wohl bekannt sein dürfte. Mehrere Autoschlangen mit viel Gepäck innen und rauf verlassen den Stadtteil und zeigen sich bis zum Anbruch des nächsten Sommers nicht wieder.
Die Menschen die zu diesem Zeitpunkt Warnemünde verlassen sind zumeist Urlauber oder Saisonbewohner des Strandbades. Diese Form von Wohnen bietet für den Stadtteil zum einen einige große Vorteile, bringt andererseits aber auch viele Nachteile mit sich.
Durch den hohen Wechsel innerhalb der Bewohnerschaft des Viertels kommt mit jedem neuen Jahr auch ein neuer Blick auf die Probleme der Anwohner hinzu, so dass sich möglicherweise vorher nicht erkennbare Lösungen aufzeigen. Im Gegenzug führt es aber im schlimmsten Fall auch dazu, dass sich das öffentliche Leben zurückentwickelt, da es auf feste Netzwerke zwischen den Bürgern angewiesen und diese bei ständigem Wechsel nicht entstehen können.
Die Touristen bringen natürlich auch größere Mengen Geld mit, was zu stärkeren Einnahmen und ansteigenden Geschäften und Arbeitsstellen führt. Einige Warnemünder vermieten ihre Ferienwohnungen selbst, ein lukratives Geschäft während der Sommermonate. Problematisch an der Sache ist jedoch, wie es ein Ortsansässiger formuliert: „Mehreinahmen und neue Jobs schön und gut, was die Leute dabei aber nicht begreifen ist, dass diese Einnahmen und Stellen immer nur im Sommer und vielleicht im Herbst da sind. Im Winter ist da tote Hose.“
Andere führen an dieser Stelle an, dass viele Touristen die Bekanntheit Warnemündes steigen und damit die Bekanntheit Rostocks. Das wiederum spiegele sich in den Studentenzahlen und den Neuansiedlungen der Firmen wieder, was sich jedoch statisch nicht wirklich beweisen lässt.
Zu guter Letzt mag ein besonders schwieriges Thema dabei angesprochen werden und zwar die Mieten. Mit immer höheren Touristenzahlen steigen auch die Preise für die Ferienwohnungen und somit wird es für andere Anbieter lukrativer, wenn sie ihre ganzjährigen Mietwohnungen in teurere Ferienwohnungen umgestalten.
Schlimmstenfalls führt diese Entwicklung dazu, dass Warnemünde irgendwann nur noch im Sommer bewohnt ist. Eine einfache Lösung die alle zufriedenstellt kann nicht leicht gefunden werden. Es ist Aufgabe der Lokalpolitik in diesem Problembereich zu vermitteln und einen Kompromiss zu erzielen.