Willkommen im Studentenwohnheim

ROSTOCK. Bevor man über das Leben im Studentenwohnheim an sich reden kann, muss erstmal die Frage geklärt werden, wie man überhaupt einen Platz bekommt. Das ist nämlich gar nicht so einfach.

In der Regel muss man sich beim Studentenwerk anmelden und das sehr sehr früh, denn die Plätze sind begehrt und schnell vergeben.

Diesen Weg um ein Zimmer zu ergattern bin ich jedoch umgangen. Ich erfuhr von dem Wohnheim von meinem Freund, also habe ich dort direkt angerufen, ohne mich vorher bei der Universität anzumelden. Das Telefonat war sehr kurz und ich hatte gleich ein Zimmer sicher, wahrscheinlich weil ich bereits im Juni angerufen hatte und weil ich betonte, dass ich bereits jemanden von dort kennen würde. Gute Kontakte können also  schon in diesem Teil des Studiums überlebenswichtig sein!

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, habe ich den Schlüssel abgeholt und konnte endlich einziehen. Mir war schon etwas mulmig zu mute, aber nicht weil ich von Zuhause auszog, sondern weil hinter dem Haus ein halbes Fahrrad lag und der Hausmeister nur sagte: „Nach den meisten Wochenenden liegen da noch viel schlimmere Dinge.“

Die erste Woche wohnte ich dort ganz allein, weil meine heutigen Mitbewohner erst später einzogen. Schon ganz zu Beginn erkannte ich, dass man ziemlich viel von den Nachbarwohnungen hört. Es nervt schon, wenn jemand mitten in der Nacht versucht einen Nagel in die Wand zu hauen. Oder 20. Von den anderen Geräuschen will ich lieber gar nicht erst anfangen.

Schlimmer war nur noch der Kühlschrank, der bei meiner Ankunft schon gut gefüllt war. Leider war Wurst, Käse und Milch schon seit einigen Monaten abgelaufen. Seitdem weiß ich, wie verdorbenes Fleisch in einer eingeschweißten Verpackung aussieht. Auch im völlig zugefrorenen Eisfach entdeckte ich nach dem  Abtauen einige verborgene Schätze. Was zunächst wie eine nette Geste des Vormieters aussah, entpuppte sich also als eine Heidenarbeit. Immerhin war überhaupt eine Küche drin, auch wenn diese nicht mehr so wirklich schön aussah.

Wie das in meinem Eisfach verborgene Essen gehört wohl auch der Hausmeister zum festen Inventar des Wohnheims.

In meinem Mietvertrag steht, dass ich eine freie Internetverbindung von der Uni gestellt bekomme Auf meine Nachfrage antwortete er nur: “Keine Ahnung wie das funktioniert, lern‘ ein paar Leute aus dem Wohnheim kennen und frag die!“

Da sich die einzige Person, die ich dort kannte, zu der Zeit in Grönland befand, kam ich der Lösung meines Problems nicht  wirklich näher.

Dank dem IT-Medienzentrum der Universität Rostock, habe ich schließlich eine Internetverbindung bekommen. Bei technischen Fragen und Problemen also lieber gleich an die wenden.

Als wäre das nicht schon genug Aufregung gewesen, zog in der zweiten Woche meine Mitbewohnerin Linda ein, ein nettes und offenes Mädchen. Ihre neu kennengelernten Freundinnen wohnten auch nur ein paar Türen weiter. Beide leben mit bedeutend älteren Menschen zusammen, die eine zusätzlich noch mit einem Mädchen, welches ihre politische Einstellung durch Poster in der kompletten Wohnung zeigte.

Linda und ich haben viel über unseren dritten Mitbewohner spekuliert. Dass er weder über 30 noch eine extreme politische Einstellung hat, hat ihn uns sofort sympathisch gemacht.

Das vierte Zimmer wir demnächst neu belegt, deshalb wohnen wir vorerst nur zu Dritt zusammen.

Das Leben im Studentenwohnheim wird sich wohl nicht beruhigen, eine Fortsetzung ist also garantiert.

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