Die Hochschulen des Landes unterzeichnen die Zielvereinbarungen mit dem Bildungsministerium. Die Hochschule für Musik und Theater Rostock, deren Verhandlungen frühzeitig als gescheitert erklärt wurden, erzielt nun doch eine Einigung mit dem Bildungsministerium. Sie kritisiert in einer Pressekonferenz die »übereilte Ankündigung durch das Ministerium«, erklärt ihre Unzufriedenheit über die erzielten Ergebnisse, betont aber auch die Zufriedenheit darüber, dass auf beiden Seiten weiterhin Einigungsbedarf besteht.
ALTSTADT. Alle fünf Jahre werden zwischen den Hochschulen des Landes und dem Bildungsministerium Zielvereinbarungen ausgehandelt. Diese dienen dazu, durch eine Festlegung von Zielen und finanziellen Mitteln, die Hochschullandschaft des Landes wettbewerbsfähiger zu gestalten. Für den Zeitraum 2011 bis 2015 sollte nun — nach einer Verhandlungsrunde — diese Vereinbarung unterzeichnet werden. Das funktioniert im Grunde so, dass die Hochschule einen Hochschulentwicklungsplan für die kommenden fünf Jahre entwirft, in welchem es großzügig kalkuliert, wohin es will und was das kostet. Daneben erstellt das Land Eckwerte, welche ebenfalls skizzieren, welche Entwicklung es sich wünscht, abhängig von der Möglichkeit, das auch zu bezahlen. Aus diesen Positionen soll im optimalen Fall ein Konsens ausgehandelt werden. In einer Pressemitteilung erklärte das Bildungsministerium nun am 10. Januar die Verhandlungen mit der Hochschule für Musik und Theater Rostock für gescheitert. (RJ, 10.01.2011) In der Konsequenz hätte das bedeutet, dass keine Vereinbarung erzielt wird und somit eine Vorgabe durch das Land erfolgt. Die Hochschule hätte keinen Einfluss mehr auf die schweriner Entscheidungen in diesem Bereich.
Für einige Verwirrung sorgte diese Pressemitteilung, da die Sprecherin der Hochschule, Angelika Thönes, darauf erklärt hatte: »Wir fühlen uns weiter im Verhandlungsgespräch und sind sehr verwundert über die Mitteilung des Bildungsministeriums.«
Wie auf der Pressekonferenz zu erfahren war, dauerte die Verhandlung mit der HMT bis heute morgen 9 Uhr 30 an, 12 Uhr 30 unterzeichnete auch diese die Zielvereinbarung. In dem Nachtrag erklären Bildungsministerium und HMT ihre Positionen:
»Die HMT Rostock sieht den strukturellen Aufbau der Hochschule als noch nicht abgeschlossen an. Das Land verweist darauf, dass mit den Zielvereinbarungen 2006 bis 2010 und im Ergebnis des Landespersonalkonzepts 2004 die grundlegenden fachlichen Strukturen der Hochschule festgelegt wurden. Ihrer besonderen Stellung als künstlerische Hochschule im Geflecht der Hochschulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern wurde mit der annähernden Ausbeziehung aus dem Landespersonalkonzept 2004 und der zusätzlichen Plafond-Steigerung des Jahres 2010 Rechnung getragen. Die HMT Rostock ist daher aus Sicht des Landes gehalten, ihre Kapazitäten vornehmlich auf dem Gebiet von Studium und Lehre entsprechend zu fokussieren.«
Das bedeutet konkret: im Vergleich mit anderen Hochschulen für Musik und Theater in Deutschland sieht die Rostocker Hochschule noch Mängel, welche zu beseitigen sind. Beispielsweise das Problem von zu viel Arbeit für zu wenig Professoren. Als zusätzlichen Aufwand nannte Prof. Christfried Göckeritz die Bologna-Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge, welche mit zusätzlichen Prüfungen verbunden wären, welche unter anderem zur Abhängigkeit von freien Mitarbeitern führe. Die Betonung, dass die HMT als künstlerische Hochschule eine besondere Stellung innehat, bedeutet insbesondere, dass der Lehraufwand — im musikalischen Bereich meist Einzelunterricht — mit anderen Hochschulen nicht zu vergleichen sei. Zu vergleichen ist das tatsächlich nicht, denn dort können mehrere hundert Studenten auch gern einmal auf mehrere Ränge verteilt werden, um einem einzelnen Dozenten zuzuhören und aus Seminaren werden immer wieder Studenten unterer Semester heraus komplimentiert, damit diese überhaupt stattfinden können. Tatsache ist: die Hochschulfinanzpolitik bleibt eine Baustelle.
Trotz der Unzufriedenheit über die letztendlich erzielten Ergebnisse mit dem Bildungsministerium erklärten die Verantwortlichen der HMT auch ihren Optimismus darüber, dass auf beiden Seiten ein Einigungsbedarf besteht. Einigung erzielt wurde beispielsweise über einen Betrag bis zu 50.000 Euro, der für die Beschaffung von Musikinstrumenten gedacht ist. Aber auch darüber, wie existenziell die Aufrechterhaltung der Berufsausbildung ist, welche an der HMT stattfindet. Das betrifft keine Musiker und Schauspieler, sondern diejenigen, welche die Bühnen und die Technik bedienen. Die Bühnen und Säle, seien ohne diese Auszubildenden nicht zu halten. Daneben ist natürlich nicht die eigentliche Grundfinanzierung durch das Land zu vergessen. Diese beläuft sich auf mehr als 5.6 Millionen Euro allein für 2010/11 (inklusive einer jährlichen Steigerung von 1.5%), sowie mehr als 200.000 Euro besonderer Zuweisungen jedes Jahr. (Siehe: Zielvereinbarung 2010 bis 2015)
• Zusätzliche Informationen: Presseerklärung des Bildungsministeriums mit Verlinkung der einzelnen Zielvereinbarungen