STADTMITTE. Das Kulturhistorische Museum im Kloster zum Heiligen Kreuz öffnet heute 17 Uhr seine Ausstellung mit Fotografien von Karl Eschenburg (1900-1947). Bis zum 22. Mai haben Besucher die Möglichkeit, sich die Bilder anzusehen.
Karl Eschenburg fotografierte Mecklenburg, insbesondere Rostock und Warnemünde. Sein Sohn Wolfhard Eschenburg (82) verwaltete den Nachlass, veröffentlichte eine Auswahl in Bildbänden bei Hinstorff. Zum Beispiel ›Das alte Mecklenburg‹, ›Warnemünde in alten Ansichten‹ oder ›Das alte Rostock‹.
Die Ausstellung der Bilder findet in Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Museum und dem Universitätsarchiv statt, um die Bilder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 70 Fotografien sind zu sehen, weitere 100 in einer Bildershow per Beamer.
Das Wunderbare an Eschenburg ist, dass die Fotografien nicht einfach das Erscheinungsbild eines Hauses dokumentieren. Sie halten das ganze Treiben in der Stadt der 1920er- und 1930er-Jahre fest. In dieser Zeit fanden große Veränderungen statt. Der Fortschritt drängte sich auf. Automobile begannen das Stadtbild zu prägen, Straßenbahnen, Züge. Die Bilder zeigen Menschen bei der Arbeit. Man sieht sie gewaltige Holzbalken aus einem Schiffsrumpf hieven, eine Gruppe Männer, die in einer Werft eine zwei Mann hohe Schiffsschraube montieren, wie sie Eis auf der Warnow aufbrechen, mit einer hölzernen Schubkarre und Fluppe im Mundwinkel Mauersteine über eine Brücke schieben, Straßenmusiker, denen eine Gruppe Jungs zuhört. Eschenburg hat es geschafft, die Lebendigkeit der Stadt festzuhalten. Dafür stand er mit seiner Ausrüstung im Schnee oder stieg damit auch auf Türme und Kräne. Das ist heute leichter. Als er zu fotografieren begann waren das Plattenkameras und Stative aus Holz.
Darum ist es besonders schön, diese Bilder in einer Ausstellung zu sehen. Und nicht zuletzt auch, dass die Universität dafür verantwortlich sein wird, diese sowohl fotografisch als auch historisch wertvollen Bilder zu erhalten. Denn sukzessive gibt sein Sohn sämtliche Bilder nun an das Archiv der Universität Rostock ab. Das betrifft bis zu 20.000 Fotos, Negative und Glasplatten. Es ist im jeden Fall zu begrüßen, dass darauf Menschen aufpassen, die in diesem Gebiet die Profis sind und nicht Verlage, die daraus einfach noch etwas Profit schlagen möchten.
Das Archiv hat schon im letzten Jahr ein Webarchiv eröffnet und hat bis heute etwa 7.000 der Bilder erschlossen. Das kostet Zeit und Geld — beides ist bestens angelegt. Das Online-Archiv ist zur Zeit zugegeben noch sehr übersichtlich. Wenn man Rostock eingibt, bekommt man ein Bild des Schweriner Sees, an welcher die Bahnlinie Bad-Kleinen-Rostock vorbeizieht.
Vielleicht muss man auch tiefer darin graben, um zu Ergebnissen zu gelangen. Zu hoffen ist aber vor allem, dass spätestens im November 2017, wenn das Copyright der Bilder erlischt, die Fotos auch im Archiv ohne ›Wasserzeichen‹ zugänglich sind. Oder im besten Fall gleich Wikimedia zur Verfügung gestellt werden, wie das Bundesarchiv es mit eigenen Beständen auch getan hat.
Die Ausstellung dauert vom 24. Februar bis 22. Mai. Sie ist kostenlos und erstmals werden auch Abendführungen angeboten.
• Weitere Informationen unter www.kulturhistorisches-museum-rostock.de
• Link zum Webarchiv mit Fotografien von Karl Eschenburg